Für viele ist es ein langgehegter Traum aus Kindertagen: einmal auf einem Pferd sitzen, die Bewegung spüren, mit einem Tier auf Augenhöhe kommunizieren. Doch oft rückt dieser Wunsch über die Jahre in den Hintergrund – bis er im Erwachsenenalter plötzlich wieder auflebt. Reiten lernen als Erwachsener ist längst kein ungewöhnliches Vorhaben mehr, sondern für viele ein bewusster Schritt hin zu mehr Natur, Gelassenheit und Selbstfürsorge.
Und trotzdem: Der Einstieg kann Fragen und Unsicherheiten aufwerfen. Bin ich zu alt? Kann ich das überhaupt noch lernen? Was erwartet mich? In diesem Artikel erfährst du, worauf es beim Reiten lernen für Erwachsene wirklich ankommt – ganz ohne Leistungsdruck, aber mit viel Freude und Klarheit. Du bekommst praktische Tipps, lernst typische Stolperfallen kennen und wirst sehen: Es ist nie zu spät, einen Kindheitstraum zu verwirklichen.
Reiten lernen als Erwachsener – warum es nie zu spät ist
Der Gedanke, im Erwachsenenalter noch einmal ganz neu anzufangen, kann einschüchternd wirken – besonders bei einem Thema wie Reiten. Immerhin sitzt du auf einem Lebewesen, welches groß und im Zweifel auch stärker ist als du. Als Erwachsener denkst du viel eher, was ist, wenn ich herunterfalle und mich ernsthaft verletze? Was passiert dann mit meinem Job? Wer kümmert sich um Haushalt und Kinder? Das Thema Angst spielt beim Reiten lernen im Erwachsenenalter häufig eine Rolle.
Doch genau darin liegt auch eine große Stärke. Erwachsene lernen oft bewusster, mit mehr Ruhe, Geduld und Zielstrebigkeit. Sie hinterfragen Zusammenhänge häufig viel intensiver und sind bereit, sich theoretische Grundlagen anzueignen, während Kinder hingegen häufig nur wenig Motivation haben, sich ein Buch zu nehmen, um beispielsweise die Hilfengebung nachzulesen.
Viele Erwachsene bringen außerdem Eigenschaften mit, die für das Reiten besonders wertvoll sind. Dazu zählen Verantwortungsbewusstsein, Empathie und ein echtes Interesse am Wohlergehen des Pferdes. Statt sich wie Kinder manchmal übermütig in den Sattel zu werfen, gehen sie achtsamer und überlegter vor. Du glaubst gar nicht, wie oft ich bei mir in der Reitschule Kinder wieder absteigen lasse, weil sie auf den Pferderücken geplumpst sind. Ich erkläre den Kids dann immer, dass wir zu Gast auf dem Pferderücken sind und uns auch dementsprechend verhalten dürfen.
Reiten ist außerdem eine der wenigen Sportarten, die du auch noch gut im Erwachsenenalter beginnen kannst. Es spielt keine Rolle, ob du 30, 40 oder 50 Jahre alt bist. Beim Reiten kommt es viel mehr auf das Gleichgewicht und das Körpergefühl an. Bei deinen ersten Reitstunden wird sich nicht alles gut und richtig anfühlen, aber das ist völlig normal. Wichtig ist, dass du Freude mit dem Pferd hast und bereit bist, dazuzulernen, auch wenn es mal unbequem wird. Das Reiten lernen als Erwachsener kann eine der erfüllendsten Erfahrungen deines Lebens sein. Auch wenn es Reitsport heißt, geht es nicht um sportliche Höchstleistungen, sondern um die Verbindung zu den Pferden, Vertrauen und Lebensfreude.
Praxistipp:
Statt direkt auf dem Pferd zu sitzen, ist es für viele Erwachsene einfacher, das Pferd und die Kommunikation mit dem Pferd zunächst vom Boden aus kennenzulernen. Starte mit dem ausgiebigen Putzen des Pferdes und einer Bodenarbeitsstunde. Eine gute Reitschule sollte so etwas heutzutage anbieten.
Was Erwachsene zum Reiten lernen wirklich brauchen
Wenn du Reiten lernen möchtest, dann möchtest du vermutlich nicht nur im Sattel sitzen, sondern auch das gesamte Drumherum erlernen. Du möchtest verstehen, was du tust und warum. Nun ist Reiten lernen allerdings sehr komplex, und das wirst du spätestens in der ersten Reitstunde auch merken. Neben dem Drang, sich Wissen anzueignen, was ja erstmal gut ist, neigen Erwachsene aber auch dazu, Dinge zu zerdenken. Beim Reiten lernen spielt das Körpergefühl eine große Rolle.
Praxistipp:
Für deine ersten Reitstunden empfehle ich dir, den Kopf auszuschalten. Fühle. Fühle, wie sich das Pferd bewegt. Fühle, wie sich dein Körper bewegt. Dafür darfst du gerne auch mal die Augen schließen.
Für den Start benötigst du einen passenden Reithelm, denn Sicherheit steht immer an erster Stelle. Ich rate dir dringend dazu, dir einen Reithelm neu zu kaufen. Der Grund dafür ist nicht, weil ich möchte, dass du den Einzelhandel unterstützt, sondern dass bei gebrauchten Helmen nie weißt, was denen schon widerfahren ist. Ein Helm kann von außen gut aussehen, aber innen können sogenannte Haarrisse vorhanden sein, die deinen Kopf im Zweifel nicht mehr richtig schützen.
Zum Weiterlesen:
Die meisten von uns reiten mit Helm. Ist das eine trügerische Sicherheit?
Du brauchst bequeme und wetterangepasste Kleidung, in der du dich gut bewegen kannst. Das kann anfangs auch eine Leggings sein. Von Jeans rate ich dir ab, da die Nähte unangenehm scheuern können. Frauen empfehle ich außerdem einen gut sitzenden Sport-BH, glaub mir, du wirst ihn brauchen.
Zusätzlich benötigst du feste und geschlossene Schuhe. Für den Anfang genügen einfache Trekkingschuhe mit nicht allzu dicker Sohle. Wenn deine ersten Reitstunden um sind und du weitermachen möchtest, dann empfehle ich dir die Investition in Stiefeletten und Reitchaps. Es muss ja nicht gleich das kostspielige Modell sein, aber bitte beides zusammen, denn nur mit Stiefeletten kann es passieren, dass du dich im Steigbügel verfängst. Und das wiederum kann bei einem Sturz fatale Folgen haben.
Praxistipp:
Als Erstes investierst du in einen Reithelm. Dann in Reitschuhe und Reitchaps. Erst danach werden Dinge wie Reithose oder Reithandschuhe gekauft.
Neben diesen materiellen Dingen, die deine Reitausrüstung betreffen, musst du Geduld und Ausdauer mitbringen, denn wie sagt man so schön? Ein Leben reicht nicht aus, um Reiten zu lernen. Natürlich sollst du jetzt auch nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, aber sei dir bewusst, dass es eine Zeit dauern wird, bis du mit einem Pferd allein losreiten kannst – und zwar nicht nur als Beifahrer. Aber ich schwöre dir, wenn der Tag kommt, dann steigst du mit einem fetten Grinsen vom Pferd und bist der glücklichste Mensch auf Erden.

So findest du die passende Reitschule
Jetzt kommen wir zu dem wahrscheinlich schwierigsten Aspekt, nämlich der Suche nach dem passenden Reitstall. Ich will ehrlich sein, das wird für dich vermutlich die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, denn du möchtest weder in einer Kinderreitschule landen noch in einer Reitschule, wo es nur um Druck, Leistung und Massenabfertigung geht.
Du solltest dir eine Reitschule suchen, in der das Wohl der Pferde im Vordergrund steht. Dazu gehört die artgerechte Haltung, der respektvolle Umgang und ein abwechslungsreiches Pferdetraining. Die Trainer sollten verständnisvoll auf deine Bedürfnisse eingehen und dich vielseitig unterrichten. Zu einer vielseitigen Ausbildung gehört nicht nur das Reiten, sondern auch Boden-, Longen- oder Freiarbeit. Doch wie erkennst du, ob eine Reitschule zu dir passt?
Worauf du achten solltest:
1. Gesprächskultur: Fühlst du dich als Anfänger ernst genommen? Werden deine Fragen freundlich beantwortet? Herrscht ein angenehmer Umgangston untereinander?
2. Reiten lernen für Erwachsene: Gibt es Angebote speziell für erwachsene Reitanfänger? Wie sehen diese aus? Gehört das Vorbereiten des Pferdes dazu?
3. Pferdehaltung: Wie werden die Pferde gehalten? Bei Boxenhaltung: Haben die Pferde genug Auslauf auf Paddocks und Weiden? Sind sie im Herdenverband? Wirken die Pferde ruhig und ausgeglichen?
4. Trainer: Sprechen sie in einer klaren, wertschätzenden Sprache? Erklären sie, warum etwas so gemacht wird und nicht nur wie?
5. (Reit)stunden: Sind die Stunden abwechslungsreich gestaltet und systematisch aufgebaut? Gibt es Raum für Fragen und Wiederholungen? Siehst du viele Pferde, die ausgebunden sind? Gehören Gerte und Sporen zur Standardausstattung?
6. Digitalisierung: Ist die Reitschule auch per E-Mail oder WhatsApp erreichbar? Gibt es einen Internetauftritt?
Ich empfehle dir, die Reitschule deiner Wahl auch mal unangekündigt zu besuchen. Versuche, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Schau beim Training zu. Das heißt jetzt natürlich nicht, dass du wie ein Eindringling auf dem Gelände der Reitschule herumlaufen sollst. Wenn du angekommen bist, melde dich bei jemandem an, sag, wer du bist, warum du da bist und dass du einfach nur mal zuschauen möchtest. In einer Reitschule, die nichts zu verbergen hat, sollte das in Ordnung sein.
Außerdem möchte ich dir ans Herz legen, auf den Umgang mit den Pferden zu achten. Denn leider gibt es unzählige Reitschulen, in denen die Lehrpferde – ja, ich mag den Begriff Schulpferde überhaupt nicht – nicht gut behandelt werden. Hinweise können beispielsweise sein:
1. Stumpfes Fell: Das ist immer ein Zeichen, dass irgendwas nicht stimmt. Gesunde Pferde haben ein glänzendes Fell.
2. Schlechte Hufe: Traurig, aber wahr, denn am Hufschmied wird gerne gespart.
3. Alle Pferde sind ausgebunden: Ausbinder sind Hilfszügel, die den Pferdekopf in eine bestimmte Position ziehen. Ich bin nicht grundsätzlich gegen Hilfszügel, aber wenn alle Pferde, welche haben, dann scheint das ein Standard-Ausrüstungsgegenstand zu sein.
4. Viele Reiter mit Sporen: Auch hier bin ich nicht generell gegen Sporen. Aber Sporen sind nicht zum Treiben da und haben an den Füßen von Anfängern nichts zu suchen.
Natürlich ist mir bewusst, dass es für dich als Anfänger nahezu unmöglich ist, vieles zu beurteilen. Hör auf dein Bauchgefühl!
Angstfrei reiten lernen – mentale Hürden für Erwachsene überwinden
Für dich als erwachsene Person bringt das Reiten lernen eine besondere Herausforderung mit sich: Du wirst lernen müssen, mentale Hürden zu überwinden. Erwachsene sind häufig vorsichtiger und bedachter als Kinder. Trotz des großen Wunsches, Reiten zu lernen, haben sie oft Ängste und Selbstzweifel. Ich persönlich kann das total nachvollziehen, denn so ein Pferd ist ja doch ein verdammt großes Tier und – seien wir ehrlich – keiner von uns fällt gerne herunter. Selbstzweifel oder auch Angst lassen sich nicht abstellen, aber du kannst lernen, sie zu steuern.
Ich war letztens auf einem Seminar und sollte ein paar Hindernisse mit meinem Pferd überwinden. Ja, ich kann springen, aber es ist eine halbe Ewigkeit her, dass ich das letzte Mal gesprungen bin. Ich bin den ersten Sprung angeritten und habe mir auch sagen müssen: Okay, Claudia, Atmen! Du kannst das! Mit diesen Worten in meinem Kopf habe ich mich mental auf den Sprung vor mir vorbereitet und genauso kannst du dich auch auf deine erste Reitstunde vorbereiten.
Ängste oder Selbstzweifel sind völlig normale und sagen am Ende des Tages nichts über deine Eignung zum Reiten lernen aus. Wir als Erwachsene haben eine größere Lebenserfahrung, sind uns unserer Grenzen bewusst und diese macht uns bedachter und vorsichtiger. Wir sind uns sehr wohl den Risiken bewusst. Vielleicht hast du sogar schon negative Erfahrungen gemacht, die dich geprägt haben. All das muss kein Hindernis sein. Ein guter Trainer sollte deine Ängste ernst nehmen und mit dir zusammen daran arbeiten.
Praxistipp:
Nimm dir vor deiner Reitstunde ganz bewusst 5 Minuten Zeit für dich. Atme tief in den Bauch ein und wieder aus. Frage dich, wie es dir heute geht und was du dir für deine heutige Stunde wünschst. Freust du dich auf die heutige Reitstunde? Wenn du dir unsicher bist, dann bitte deinen Trainer um eine Bodenarbeitsstunde. Das ist kein Rückschritt, sondern ein Zeichen von Verantwortung und guter Selbsteinschätzung.
Vergiss nie, dass Reiten lernen kein Wettbewerb ist. Du darfst langsam lernen. Du darfst Fehler machen. Du darfst um Wiederholungen bitten. Und das Wichtigste: Du darfst stolz sein auf deine Fortschritte – egal ob diese klein oder groß sind.
Praxistipp:
Lege dir ein kleines Notizbuch zu. In dieses schreibst du nach jeder Reitstunde, was du heute gelernt hast. Besondere Momente oder Meilensteine notierst du in einer anderen Farbe. Glaub mir, das motiviert!
Reiten lernen beginnt am Boden: Der erste Kontakt mit dem Pferd
Wie ich oben schon erwähnt habe, solltest du dir eine Reitschule suchen, die auch Bodenarbeit anbietet. Erwachsene sollten meiner Meinung nach nicht einfach auf ein Pferd gesetzt werden, sondern immer mit einer Bodenarbeitsstunde starten. Und davor natürlich das Pferd putzen, wobei dir dein Trainer an der Seite stehen und dir erklären sollte, wie du ein Pferd richtig putzt.
Dieser erste Kontakt mit dem Pferd im Rahmen einer Bodenarbeitsstunde ist die Basis für eine vertrauensvolle Beziehung. Du lernst, deine Körpersprache einzusetzen und bekommst ein erstes Verständnis für die Bedürfnisse des Pferdes. Dieser sanfte Einstieg in das Reiten lernen ist goldwert. Beim Putzen, Führen und Beobachten des Pferdes lernst du die Sprache der Pferde kennen. Achte auf das Ohrenspiel. Die Augen. Die Bewegungen. Lerne, wie du dich ganz ohne Worte mit einem Pferd verständigen kannst.
Praxistipp:
Sprich offen mit deinem Trainer über deine Bedürfnisse. Eine gute Reitschule muss darauf eingehen. Sage, dass du zunächst gezeigt bekommen möchtest, wie du das Pferd richtig putzt und dass du mit einer Bodenarbeitsstunde starten möchtest.
Außerdem wirst du merken, wie deine Selbstzweifel oder Ängste geringer werden und dein Selbstbewusstsein wächst. Überspringe diesen Schritt nicht, denn er ist so wichtig. Reiten lernen ist mehr als nur im Sattel sitzen. Reiten lernen heißt, eine respektvolle Beziehung zu einem Lebewesen aufzubauen – und das beginnt am Boden.

Die erste Reitstunde: Reiten lernen als Erwachsener in der Praxis
Für Erwachsene ist die erste Reitstunde oft eine Mischung aus Aufregung, Freude und Unsicherheit. Da in Reitschulen in der Regel verschiedene Lehrpferde zum Einsatz kommen, bitte deinen Trainer, dass du das Pferd aus der Bodenarbeitsstunde reiten möchtest. Denn zu diesem Pferd hast du bereits ein erstes Vertrauen aufgebaut und das hilft anfangs ungemein. Falls es nicht möglich ist, dieses Pferd zu bekommen, dann bitte deinen Trainer erneut erstmal mit ein paar Übungen am Boden zu starten.
Dann wird der Moment kommen und du nimmst auf dem Pferderücken Platz. Denk immer daran, dass keiner von dir erwartet, alles richtigzumachen. Am Anfang geht es ausschließlich darum, ein Gefühl für die Bewegungen des Pferdes zu bekommen und im Gleichgewicht zu sitzen. Ich bin auch ein großer Freund davon, erwachsene Reitanfänger nicht direkt in den Sattel zu setzen, sondern auf ein Reitpad, um die Bewegungen bewusster wahrzunehmen.
Deine ersten Reitstunden werden in der Regel an der Longe stattfinden. Dadurch hast du die Möglichkeit, dich vollkommen auf dich zu konzentrieren. Du musst dich weder darum kümmern, wo das Pferd hingehen soll, noch um das Tempo. Konzentriere dich auf deinen Sitz, denn dieser ist das Allerwichtigste beim Reiten lernen. Du musst im Gleichgewicht sitzen und der Bewegung des Pferdes folgen.
Praxistipp:
Als Reitanfänger wirst du dazu neigen, dich mit den Beinen am Pferd festklemmen zu wollen, ähnlich wie eine Wäscheklammer. Stell dir einmal vor, jemand sitzt auf deinem Rücken und macht das bei dir. Was würdest du denken? Autsch – genau. Deswegen darfst du deine Beine anfangs locker herunterbaumeln lassen, fühlen und vor allem atmen. Um die positive Körperspannung kümmern wir uns später.
Typische Fehler und warum du sie machen darfst
Erwachsene haben immer das Bedürfnis, alles richtig machen zu wollen und zerdenken Dinge oft. Kinder hingegen sind meistens kleine Macher und lernen durch Ausprobieren. Dabei passieren Fehler und das ist völlig in Ordnung. Du darfst ebenfalls Ausprobieren und Fehler machen. Anschließend überlegst du dir, was du aus deinen Fehlern lernen kannst und so werden deine Fehler zu Fortschritten.
Viele Erwachsene neigen dazu, jede Bewegung zu analysieren und wollen am liebsten alles von Anfang an richtig machen. Doch Reiten ist kein Auswendiglernen. Reiten lernen bedeutet Fühlen lernen. Wenn du anfängst, auf dem Pferderücken alles zu zerdenken, dann wirst du zwangsläufig verkrampfen. Ein losgelassener und ausbalancierter Reitersitz ist dann nicht mehr möglich. Und natürlich darf das passieren. Reiten lernen ist ein Prozess, und du darfst fühlen, wie sich das Pferd anfühlt, wenn du verkrampfst. Genauso wie du fühlen wirst, wie sich das Pferd bewegt, wenn du mit der Bewegung mitgehst.
Spätestens wenn der große Schritt von der Longe zum freien Reiten erfolgt, wirst du merken, wie viel Koordination du eigentlich benötigst: Aufrecht sitzen, mit der Bewegung mitgehen, die Hände ruhig halten, deine Beine sollen anliegen, ohne zu klemmen. Du fühlst dich wie ein Körperklaus und fragst dich, ob du untalentiert bist? Ich sage dir, nein, bist du nicht. Du musst erstmal lernen, dich neu zu koordinieren, und das braucht Zeit.
Zu guter Letzt vergleichen sich Reiter gerne mit anderen Reitern. An sich finde ich es nicht verkehrt, bei anderen Reitern zuzuschauen, denn dabei kannst du einiges lernen. Dieses Prinzip des Zuschauens und Lernens handhabe ich übrigens schon in meinen Kinderreitstunden. Du darfst allerdings nie vergessen, dass jeder Reiter seinen eigenen individuellen Weg beschreitet, jeder anderes lernt und andere Voraussetzungen mit sich bringt.
Fazit: Reiten lernen als Erwachsener – entspannt, mutig und mit Herz
Reiten lernen als Erwachsener ist oft mehr als nur ein Hobby. Für viele ist es die Verwirklichung eines lange gehegten Traums. Vielleicht war es ein Wunsch aus Kindertagen, vielleicht ist es ein spätes Interesse an Pferden oder vielleicht einfach das Bedürfnis nach Natur und innerer Ruhe.
Egal, was dich antreibt: Es ist nie zu spät, mit dem Reiten zu beginnen. Du brauchst keine besonderen Voraussetzungen, aber Geduld, Offenheit und den Mut, dich auf etwas Neues einzulassen.
Als Erwachsener bringst du viele wertvolle Eigenschaften wie beispielsweise Lebenserfahrung und Verantwortungsbewusstsein mit. Nutze diese Eigenschaften, um deine ganz eigene Reise mit dem Pferd anzutreten.
Wenn du Fehler machst, dann ist das in Ordnung. Fehler zeigen, dass du lernst. Und genau darum geht es.
Also: Trau dich! Es gibt sowieso nicht den richtigen Zeitpunkt. Aber es gibt den Tag, an dem du startest. Und dieser Tag kann genau heute sein.
Dieser Beitrag ist Teil einer Artikelserie:
1. Reiten lernen als Erwachsener – der entspannte Einstieg in den Sattel
2. Sicherer Umgang mit dem Pferd – so wirst du zum Pferdemensch (folgt)
3. Angstfrei reiten – 7 Tipps für mehr Vertrauen im Sattel (folgt)
4. Reitlehre einfach erklärt – die wichtigsten Grundlagen für Freizeitreiter (folgt)
5. Der richtige Sitz beim Reiten – Balance statt Kraft (folgt)
6. Hilfengebung verstehen – mit dem Pferd sprechen lernen (folgt)
7. Schritt, Trab, Galopp – die Gangarten im Überblick (folgt)
8. Pferdefreundlich reiten – geht das überhaupt als Anfänger? (folgt)
9. Mit Struktur zum Ziel – der rote Faden in der Reitausbildung (folgt)
10. Beziehung statt Dominanz – wie echte Verbindung entsteht (folgt)