Im Januar 2022 ist es Springreiterin Janne-Friederike Meyer-Zimmermann die glücklich in die Kamera strahlt. Im August 2022 Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl. Beide sind Mama geworden. Janne zum ersten Mal, bei Jessi ist es bereits das zweite Kind. Wenn man die glücklichen Gesichter beider Reiterinnen sieht, dann fällt es schwer zu glauben, dass es Reiterinnen bei einer Geburt so viel schwerer haben sollen. Stimmt es nun oder nicht? Haben Reiterinnen es bei der Geburt wirklich schwerer als andere Frauen?
Was genau ist der Beckenboden?
Um die gerade gestellten Fragen zu beantworten, müssen wir zunächst über den Beckenboden sprechen. Über diesen ominösen Beckenboden wirst du erst so richtig viel hören und lesen, wenn du ein Baby planst, schwanger bist oder warst. Gefühlt dreht sich auf einmal sehr viel in deinem Leben um die kleine Muskelmatte mit dem Namen Beckenboden.
Wie der Name schon sagt geht es um eine bestimmte Gruppe Muskeln, die sich in deinem Becken befinden. Sie erstrecken sich vom Schambeinknochen, über beide Sitzbeinhöcker bis hin zum Kreuz- und Steißbein. Der Beckenboden ist dafür zuständig den Bauchraum inklusive aller dort liegenden Organe nach unten hin abzuschließen.
Während einer Schwangerschaft wird diese Muskelmatte stark in Anspruch genommen. Stell dir einmal vor Gebärmutter samt Baby und Fruchtwasser drücken über viele Wochen auf den Beckenboden. Da hängt die Matte am Ende ganz schön durch. Drückt sich dann noch bei der Geburt dein Baby durch den Beckenboden, dann ist dieser ganz schön in Mitleidenschaft gezogen. Nein, der Beckenboden hat dann kein Loch, aber damit er wieder stabil und belastbar wird, brauchst du Geduld und gezieltes Training. Und zwar Beckenbodentraining.
Ist Reiten nun gut oder schlecht für den Beckenboden?
Wenn du im Sattel sitzt, dann kommunizierst du über Gewichts-, Schenkel- und Zügelhilfen mit deinem Pferd. Diese Hilfen kannst du nur aus einem korrekten Reitersitz heraus geben. Das Becken und die umgebenden Muskeln sind für deinen Reitersitz so wichtig, dass das Ganze Konstrukt sogar einen eigenen Namen bekommen hat: Die Mittelpositur.
Durch das An- und Abspannen der Muskulatur der Mittelpositur bist du in der Lage den Bewegungen deines Pferdes zu folgen. Mitzuschwingen. Folglich gehört der Beckenboden mit zur Mittelpositur. Beim Reiten ähnelt dein Beckenboden keiner Hängematte. Durch den aufrechten und stabilen Sitz in positiver Körperspannung ist er eher vergleichbar mit einem Trampolin. Dieses Trampolin fängt nun, zusammen mit anderen umgebenden Muskeln, die Schwingungen des Pferderückens und die Impulse der Pferdebewegungen ab.
Durch Reiten wird der Beckenboden also ganz klar trainiert. Ordentliches Schrittreiten ist nach der Geburt ein gutes Training für deinen Beckenboden. In Maßen und langsam gesteigert!
Pilotstudien, die Mediziner von der Fresenius-Hochschule Köln durchführten, zeigen, dass insbesondere Reiten als gesunde Sportart für den Beckenboden empfohlen werden kann. Beim Trab und Galopp erreicht der Reiter eine besondere Aktivität in diesem speziellen Muskelbereich.
Wie viel Reiten ist gut für den Beckenboden?
Wie bereits erklärt, handelt es sich beim Beckenboden um eine Muskelmatte. Diese Muskeln werden beim Reiten trainiert. Folglich ist es dann so, je mehr du reitest umso trainierter wird dein Beckenboden. Wenn du nun täglich mehrere Stunden im Sattel sitzt, dann wird dein Beckenboden sich irgendwann verspannen und du hast Probleme lockerzulassen.
Seien wir aber ehrlich. Einen zu trainierten und verspannten Beckenboden finden wir in der Regel nur bei Berufsreitern. Dennoch gibt es viele Freizeitreiter, die sich im Rahmen einer Schwangerschaft fragen, ob ihr Beckenboden entspannt genug für eine Geburt ist. Die gute Nachricht, auch für Berufsreiter: Du kannst lernen deinen Beckenboden bewusst anzuspannen und dann auch wieder zu entspannen.
Wenn du dich auf die Geburt vorbereiten willst, dann ist ein gezieltes Beckenbodentraining durchaus sinnvoll.
Sorgt ein starker Beckenboden für eine schwierigere Geburt?
An der Sporthochschule in Oslo wurde 2013 untersucht, ob ein zu trainierter Beckenboden die Geburt aufhalte und schlussendlich zu instrumentellen Beendigung, d.h. Saugglocke, Zange oder Kaiserschnitt, führt. Dazu wurden an einer Gruppe von Frauen, die im 5. oder 6. Monat schwanger waren, verschiedene Messungen am Beckenboden vorgenommen. Diese Messungen wurden später mit den Geburtsverläufen gegenübergestellt. Das Ergebnis war eindeutig: „Ein starker Beckenboden stellt kein Geburtshindernis dar.“ (Bø, 2013)
Aus der Türkei gibt es eine kleinere Studie mit Hinweisen darauf, dass ein starker Beckenboden die Wehentätigkeit hemmt und es als Folge zu einem Geburtsstillstand kommen kann. Folglich kommt es häufiger zu einem Kaiserschnitt. Bei den Ergebnissen dieser Studie musst du allerdings im Hinterkopf behalten, dass in der Türkei statistisch gesehen bei jeder zweiten Frau ein Kaiserschnitt durchgeführt wird.
Es gibt demnach keine Studien oder andere Hinweise, die belegen, dass Reiterinnen öfter per Kaiserschnitt gebären oder die Geburten überdurchschnittlich lange dauern.
Fazit: Reiterinnen haben es nicht schwerer
Was auch nicht vergessen werden sollte, ist das persönliche Schmerzempfinden. Es gibt Frauen, die kommen gut und ohne jegliche Hilfsmittel durch die Geburt, andere benötigen eine PDA oder ähnliches.
Ich persönlich bin der Meinung, dass wir Reiterinnen, Berufsreiter mal außen vor gelassen, es bei der Geburt sogar einfacher haben. Warum? Wir haben einen guten, aber nicht übermäßig, trainierten Beckenboden und wir haben eine allgemein gute Fitness. Sportliche Frauen empfinden den Wehenschmerz als weniger stark, erholen sich schneller im Wochenbett und leiden deutlich seltener an Wochenbettdepressionen. Na, das klingt doch gut für uns Reiterinnen!
Wenn das Pferdemädchen schwanger ist, dann raucht der Kopf. Denn uns Pferdemädchen beschäftigen andere Fragen. Wie lange kann ich noch reiten? Wie trainiere ich mein Pferd wieder an? Wann darf ich nach der Geburt wieder reiten? Wer kümmert sich rund um die Geburt um mein Pferd? Welcher Kinderwagen ist stalltauglich? Wie manage ich Baby und Pferd?
Noch etwas in eigener Sache: Die folgenden Blogbeiträge über das Reiten in der Schwangerschaft und die Zeit danach mit Baby, sind meine ganz persönlichen Erfahrungen und keine allgemeingültigen Empfehlungen. Ich will mit meinen Beiträgen weder zum Reiten in der Schwangerschaft animieren noch davon abraten. Man muss immer bedenken, dass jede Schwangerschaft anders verläuft, dass jede Frau und auch jedes Pferd anders sind. Schlussendlich muss jede Frau selbst entscheiden, was gut für sie ist und was nicht.
Nach der Schwangerschaft ist wie vor der Schwangerschaft. So fühlte ich mich und so sah es auch die Waage. Ich war gerade mal fünf Kilo leichter und passte in keine normale Hose. Zähneknirschend griff ich wieder zur Umstandshose und fragte mich ernsthaft wie ich die 15 Kilo jemals wieder loswerden sollte.
Die schlauen Weisheiten anderer
„Es kommt 9 Monate und es geht 9 Monate“ oder „durch das Stillen gehen die Kilos automatisch“. Ich stillte mein Baby und es tat sich in den ersten Wochen exakt nichts. Bewundernd blickte ich auf andere Mütter, die zwei, drei Wochen nach der Geburt schon fast wieder aussahen wie vorher.
Geduld ist nicht unbedingt meine Stärke. Ich wollte wieder reiten und zwar schnell. Auf der anderen Seite war mir sehr wohl bewusst, dass ich neun Monate schwanger war und auf natürliche Art und Weise ein Kind auf die Welt gebracht hatte. Mein Körper hatte einiges geleistet und das sah man ihm auch an.
Nach der Geburt ins Wochenbett? Ohne mich!
Wochenbett heißt das Wort, was mir noch während der Schwangerschaft immer wieder an den Kopf geworfen wurde. Bereits vor der Geburt hatte ich mich gefragt, ob ich wirklich im Bett liegen soll? Und wieso eigentlich? Ich bin doch nicht krank.
Auch wenn meine Tochter nicht wie geplant im Krankenhaus geboren wurde, sondern im heimischen Schlafzimmer, so hatte ich doch eine normale, komplikationsfreie Geburt gehabt. Das ist natürlich von Geburt zu Geburt immer unterschiedlich und jede Frau fühlt sich danach auch anders! Ich hatte zwar auch ein paar Wehwehchen, aber grundsätzlich fühlte ich mich gut und für mich gab es keinen Grund, Zeit im Bett zu verbringen.
Im Gegenteil! Am dritten Tag nach der Geburt überzeugte ich Björn einen Ausflug in den Stall zu machen. Im Stall war gerade Springstunde und meine Reitbeteiligung ritt mit Keks mit. Auch wenn es nur vier Tage waren, die ich nicht im Stall war, ich war überglücklich. Meine kleine Janne hat ihren ersten Stallbesuch übrigens komplett verschlafen und sich auch nicht stören lassen, als Keks in den Kinderwagen geguckt hat.
Schrittreiten für einen starken Beckenboden
Der Besuch im Stall war einfach wunderbar und nun hatte ich natürlich noch mehr das Ziel vor Augen, schnell wieder fit zu werden und in den Sattel zu kommen. Aber auch mir war mittlerweile bewusst, dass alles seine Zeit braucht. Hebammen und Ärzte empfehlen nach einer normalen Geburt sechs bis acht Wochen mit dem reiten zu warten. Bei einem Kaiserschnitt dauert es noch länger.
Außerdem wird ebenfalls sechs bis acht Wochen nach der Geburt die Teilnahme an einem Rückbildungskurs empfohlen. Den zahlt übrigens die Krankenkasse, aber je nachdem wo du wohnst, sind die Plätze rar und schnell ausgebucht. Ich hatte mich natürlich nicht rechtzeitig um einen Kursplatz gekümmert und erst Monate nach der Geburt damit zu starten, hielt ich persönlich für nicht notwendig.
So gerne ich wieder reiten wollte, so bewusst war mir aber auch, dass sich die Muskulatur erst einmal wieder entwickeln musste. Nach einer Geburt ist der Beckenboden erschlafft und muss trainiert werden. Eine zu starke Belastung unmittelbar nach der Geburt kann im Alter zur Inkontinenz führen und das wollte ich natürlich nicht. Daher kommt auch die Empfehlung erst sechs bis acht Wochen nach der Geburt wieder mit dem Reiten zu beginnen. Allerdings spricht, vorausgesetzt du fühlst dich gut, nichts gegen das Schrittreiten. Denn das Schrittreiten trainiert den Beckenboden und ist deswegen sogar förderlich.
Etwa eine Woche nach der Geburt begann ich zu Hause ein paar Übungen zu machen, die mich wieder in Form bringen sollten. Zehn Tage nach der Geburt fühlte ich mich fit genug und ich stieg wieder in den Sattel. Auch wenn es schwerfiel, ich habe mich darangehalten und bin die ersten sechs Wochen nach der Geburt nur Schritt geritten. Das war allerdings nicht weiter schlimm, denn der Schritt wird bekanntermaßen ja oft vernachlässigt und ist außerdem perfekt zum Konditionsaufbau.
10 Übungen für zu Hause, die dich nach der Geburt wieder fit machen
Wie bereits erwähnt, startete ich etwa eine Woche nach der Geburt mit ein paar Übungen zu Hause um wieder fit zu werden. Ich absolvierte meine Übungen 4-5 mal pro Woche und parallel dazu ritt ich 2-3 mal pro Woche für 30-60 Minuten Schritt. Starte mit den Übungen erst, wenn du dich wirklich gut fühlst und hör sofort auf, wenn du Schmerzen hast. Wenn du dir unsicher bist, dann sprich mit deiner Frauenärztin oder Hebamme.
Übung 1: Aufwärmen
Gehe auf der Stelle und nimm deine Arme mit
Dauer: 1 min
Öffne deine Beine und gehe wieder auf der Stelle
Dauer: 1 min
Gehe auf der Stelle und führe Knie und Ellbogen zueinander
Dauer: 1 min
Übung 2: Für ein bewegliches Becken
Lege dich auf den Rücken
Hebe die Beine an und fahre Fahrrad in der Luft
Dauer: 1 min
Übung 3: Kräftigung der Gesäßmuskulatur
Lege dich auf den Rücken
Spann deine Bauchmuskulatur an
Hebe dein Gesäß langsam von Boden ab und senke es wieder
Wiederholungen: 5x
Übung 4: Kräftigung der Bauch- und Gesäßmuskulatur
Lege dich auf den Rücken
Lass ein Bein aufgestellt und streck das andere Bein aus
Hebe das Bein vom Boden ab und strecke es nach langsam nach oben
Senk das Bein langsam wieder ab, aber leg es nicht auf dem Boden ab
Wiederholungen: 5x pro Bein
Übung 5: Kräftigung der Beinmuskulatur
Lege dich auf die Seite
Hebe und senke das obere Bein langsam
Wiederholungen: 5x pro Bein
Übung 6: Kräftigung der inneren Oberschenkelmuskulatur
Lege dich auf die Seite
Winkel das obere Bein an und stelle es auf
Hebe und senke das unter Bein langsam
Wiederholungen: 5x pro Bein
Übung 7: Kräftigung der Rückenmuskulatur
Lege dich auf den Bauch
Strecke deine Arme und Beine aus
Hebe deine Arme und Beine ein paar Zentimeter vom Boden ab
Senke deine Arme und Beine wieder, aber lege sie nicht ganz auf dem Boden ab
Wiederholungen: 5x
Übung 8: Stärkung des Gleichgewichts
Stell dich hin und strecke deine Arme nach links und rechts aus
Hebe abwechselnd das rechte und linke Bein an
Wiederholungen: 5x
Übung 9: Dehnen der Beinmuskulatur
Stell dich mit geöffneten Beinen hin
Führe deine Hände langsam zu deinem rechten Fuß, in die Mitte und zum linken Fuß
Beine bleiben dabei gestreckt
Wiederholungen: 5x
Übung 10: Dehnen der Körperseiten
Öffne die Beine und strecke deine Arme nach oben
Dehne abwechselnd deine rechte und linke Körperseite
Wiederholungen: 5x pro Seite
Hör auf deinen Körper und überstürze nichts
Nach sechs Wochen Schrittreiten, nahm ich den Trab hinzu und kurze Zeit später auch den ersten Galopp. Mein Sitz war natürlich lange noch nicht gefestigt und an Aussitzen überhaupt nicht zu denken. Die Muskulatur musste erst wiederaufgebaut werden und das braucht Zeit, wobei mir meine Übungen aber geholfen haben. Bis ich mein Pferd wieder richtig dressurmäßig auf unserem Niveau arbeiten konnte, vergingen gute vier Monate.
Das klingt für dich jetzt wahrscheinlich sehr lange, insbesondere wenn du gerade dein Kind bekommen hast und es kaum erwarten kannst wieder in den Sattel zu steigen. Aber glaub mir, die Zeit vergeht wie im Fluge und ganz ehrlich, du warst jetzt schon neun Monate schwanger, da kommt es auf die Zeit nach der Geburt nun auch nicht mehr an. Mein Rat an dich: Hör auf deinen Körper und überstürze nichts. Reite nur so lange du dich gut fühlst und die ersten Wochen nach der Geburt am besten nur Schritt.
Wenn das Pferdemädchen schwanger ist, dann raucht der Kopf. Denn uns Pferdemädchen beschäftigen andere Fragen. Wie lange kann ich noch reiten? Wie trainiere ich mein Pferd wieder an? Wann darf ich nach der Geburt wieder reiten? Wer kümmert sich rund um die Geburt um mein Pferd? Welcher Kinderwagen ist stalltauglich? Wie manage ich Baby und Pferd?
Die Übergangszeit stellt jedes Jahr auf ein Neues eine besondere Herausforderung an uns Pferdehalter. Muss mein Pferd eingedeckt werden? Welche Decke ist nun die Richtige? Braucht mein Pferd überhaupt eine Decke? Gleich vorweg sei gesagt, dass all diese Fragen nicht pauschal beantwortet werden können. Denn ob ein Pferd eine Decke benötigt oder nicht ist von vielen Faktoren, wie beispielsweise dem Alter, der Haltung und dem Training, abhängig. Jedes Pferd ist einzigartig und genauso individuell muss entschieden werden, ob und welche Decke das Pferd benötigt.
Die Thermoregulation bei Pferden
Pferde haben von Natur aus eine sehr gute Thermoregulation, was bedeutet, dass sie sich zunächst einmal hervorragend an die umgebenden Temperaturen anpassen können. So in der Theorie. In der Praxis sieht das leider anders aus. Die meisten Pferde werden zwar artgerecht gehalten, gefüttert, gepflegt und bewegt, aber fernab der natürlichen Bedingungen. In seinem natürlichen Lebensraum ist das Steppentier Pferd hohen Temperaturschwankungen ausgesetzt. Es muss sich immer wieder anpassen und somit wird die Thermoregulation täglich trainiert. Dies ist in der heutigen Pferdehaltung aber nur noch selten der Fall und den meisten Pferden fehlt schlicht und ergreifend das Training der Thermoregulation.
Dass die Haltungsbedingungen aber eine wesentliche Rolle spielen wird klar, wenn man Pferde in Offenstallhaltung mit Pferden, die in einem geschlossenen Stall gehalten werden, vergleicht. Offenstallpferde bilden in der Regel ein deutlich dichteres Winterfell aus, da sie extremeren Witterungsbedingungen ausgesetzt sind, als Pferde, die in einem geschlossenen Stall gehalten werden.
Um sich unterschiedlichen Witterungsverhältnissen anzupassen sind Pferde in der Lage ihre Haare aufzustellen oder anzulegen. Die Haut unterhalb der Haare ist das größte Sinnesorgan und stellt dabei eine wichtige Isolierschicht da. Stellen sie die Haare auf, kommt mehr Luft an die Haut und folglich wird Köperwärme abgegeben. Legen sie die Haare an, wird mehr Körperwärme gespeichert. Dieser Prozess ist Training für die Thermoregulation und wird unterbunden, wenn Pferde eine Decke tragen. Das bedeutet, dass ein eingedecktes Pferd nicht in der Lage ist, sich von alleine an die Witterungsverhältnisse anzupassen.
So verändert sich das Fell in der Übergangszeit
Den meisten von uns ist klar: Im Winter hat das Pferd ein dickes Winterfell und im Sommer ein kurzes Sommerfell. Verantwortlich dafür sind nicht, wie gerne geglaubt die Temperaturen, sondern der sogenannte Photoperiodismus. Wenn die Tage im Spätsommer kürzer werden, fängt das Fell an zu wachsen und wenn im Frühling die Tage wieder länger werden, verlieren Pferde ihr Winterfell.
Wie dünn oder dick das Winterfell eines Pferdes ist, ist wiederrum abhängig von der Haltung, aber auch von der geographischen Herkunft. So wird ein Islandpony immer mehr und dickeres Winterfell entwickeln als ein Andalusier.
Die Folgen auf die Thermoregulation beim Scheren und Eindecken
Über das Scheren eines Pferdes wird nach wie vor lang und breit debattiert. Fakt ist, es ist ein Eingriff in die natürliche Thermoregulation des Pferdes, genauso wie das Eindecken. Trotzdem gibt es Pferde für die Scheren und Eindecken oder nur Eindecken die individuell beste Lösung ist. Denn wie zu Beginn schon gesagt, werden die meisten Pferde zwar artgerecht, aber nicht natürlich gehalten.
Grundsätzlich ist es allerdings so, dass jedes gesunde Pferd mit einem guten Immunsystem die Wintermonate ohne Decke übersteht. In dieser Zeit macht der Organismus des Pferdes eine sogenannte Winterruhe, was bedeutet, dass der Stoffwechsel heruntergefahren wird. Pferde mit dickem Winterfell sind also keineswegs träge, sondern verhalten sich entsprechend der Jahreszeit. Umgekehrt ist es bei geschorenen Pferden. Sie werden plötzlich etwas übereifrig, nicht um uns zu ärgern, sondern um sich selbst zu wärmen.
Pferde, die eingedeckt sind, können ihre Haare nicht mehr aufstellen beziehungsweise anlegen. Die natürliche Thermoregulation ist somit gestört. Bei Pferden, die geschoren werden, ist gar keine Thermoregulation mehr möglich, da das Haarkleid teilweise oder vollständig entfernt wurde. Noch dazu kommt, dass diese Pferde sich nicht mehr auf natürliche Art und Weise mit Regen auseinandersetzen können, da das Fell als Nässeschutz gänzlich fehlt und die nachwachsenden Haare nicht in der Lage sind, Wasser abzuleiten.
Geschorene Pferde müssen, unabhängig davon ob dies im Herbst oder Frühling erfolgt, eingedeckt werden. Auf welche Decke man hier am besten zurückgreift, ist vom Pferd, von der Haltung und den Außentemperaturen abhängig. Wird im Herbst geschoren, wenn es draußen nasskalt ist, dann ist eine Thermodecke mit Füllung geeignet. Im Frühling, wenn es sonnig und trocken ist, reicht unter Umständen eine Regendecke mit Fleece.
Schlussendlich ist das Scheren und Eindecken oder nur Eindecken immer ein Eingriff in die natürliche Thermoregulation und Winterruhe des Pferdes. Viele Reiter entscheiden sich dennoch ihr Pferd einzudecken. Aus meiner Sicht, ist das überhaupt nicht verwerflich, solange die richtige Decke auf dem Pferd liegt und in der Übergangszeit entsprechend umgedeckt wird. Auch wenn das unter Umständen bedeutet, dreimal am Tag in den Stall zu fahren.
Oberstes Gebot: Die Decke muss passen – auch in Extremsituationen. Keks trägt hier die RidersChoice Outdoordecke*.
Im Frühling und Herbst ist Umdecken Pflicht
Pferdehalter, die sich dafür entschieden haben, ihr Pferd einzudecken, müssen sich bewusst sein, dass ihr Pferd umgedeckt werden muss. In der sogenannten Übergangszeit vom Herbst in den Winter und vom Winter zum Frühling, ist es nachts häufig kalt und tagsüber wohlig warm. Die Decke des Pferdes muss den Temperaturschwankungen entsprechend angepasst werden, denn nur so kann das Frieren oder Schwitzen des Pferdes vermieden werden.
Schwitzt ein Pferd unter einer zu warmen Decke, dann bildet sich Feuchtigkeit und diese dringt in die Decke ein. Diese Feuchtigkeit kann nicht nach außen transportiert werden, noch ist das Pferd in der Lage die Haare anzulegen um sich zu wärmen. Die Folgen sind beispielsweise Unterkühlung bis hin zur Nierenerkrankungen. Gleiches passiert übrigens auch, wenn eine Abschwitzdecke zu lange auf dem Pferd bleibt. Spätestens nach 30 Minuten sollte sie herruntergenommen oder gewechselt werden.
Einen ganz guten Anhaltspunkt liefert unser eigenes Temperaturempfinden. Wenn wir morgens mit Jacke aus dem Haus gehen und mittags im T-Shirt in der Sonne sitzen, dann möchte auch unser Pferd gerne ohne Decke auf der Koppel stehen. Übrigens fördert dies gleichzeitig das sogenannte Komfortverhalten der Pferde: Wälzen und gegenseitige Fellpflege – das geht eben am besten ohne Decke.
Geeignete Decken für die Übergangszeit
Eines ist klar: Es gibt unfassbar viele Pferdedecken, aus unterschiedlichsten Materialien und verschiedenen Füllungen. In vielen Passformen und natürlich Farben. Welche davon ist nun die Richtige? Nun ja, es kommt auf das jeweilige Pferd an. Genauso einzigartig wie jedes Pferd ist, genauso schwierig ist die Suche nach der perfekten Decke. Es gibt nicht diese eine Decke, die jedem Pferd super passt.
Zunächst einmal muss ich mir überlegen, was ich eigentlich für mein Pferd brauche. Ist mein Pferd geschoren? Wie warm ist es tagsüber? Wie kalt ist es nachts? Wie viel Winterfell hat mein Pferd? Und dann natürlich noch die spezifischen Deckenfragen: Welche Füllung ist jetzt die Richtige? Welches Außenmaterial? Mit Gehfalte oder ohne? Mit oder ohne Halsteil?
Der Klassiker unter den Übergangsdecken ist die Regendecke und Thermodecken mit einer Füllung. In der Regel sind 50 – 100 g angebracht, wobei damit der Anteil an Wattierung zwischen Innen- und Außenmaterial der Decke gemeint ist. An nasskalten Tagen sind Decken, die mit Fleece gefüttert sind, sinnvoll. Sie haben zwar keine klassische Wattierung, sind aber durch das Fleece wärmer als die ungefütterte Regendecke.
Da das Thema Decken nahezu ein Fass ohne Boden ist, möchte ich an dieser Stelle auf eine ganz tolle Webseite verweisen: www.pferdedecken-info.eu
Grobe Richtwerte zum Eindecken
Wie jetzt mehrfach angeklungen, gilt immer, den Bedürfnissen des Pferdes gerecht zu werden. Wenn es eine Decke sein soll, dann seid euch bitte bewusst, dass ihr in die Natur des Pferdes eingreift, mehr als eine Decke benötigt und das Umdecken in der Übergangszeit entsprechend managen müsst.
Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit RidersDeal*. Ich freue mich, wenn ein cooles Unternehmen den Wert meiner Arbeit erkennt und mich dafür bezahlt. Nur so ist es mir möglich viele Inhalte kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Natürlich ist meine Meinung nicht käuflich!
* Bei diesem Link handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Das bedeutet, dass ich eine Provision erhalte, wenn du über diesen Link ein Produkt kaufst. Für dich entstehen dadurch keine zusätzlichen Kosten. Die Auswahl der Produkte und Empfehlungen erfolgt unabhängig, und ich teile nur Dinge, von denen ich selbst überzeugt bin. Vielen Dank, wenn du über meinen Link kaufst und mich so unterstützt!
Noch etwas in eigener Sache: Die folgenden Blogbeiträge über das Reiten in der Schwangerschaft und die Zeit danach mit Baby, sind meine ganz persönlichen Erfahrungen und keine allgemeingültigen Empfehlungen. Ich will mit meinen Beiträgen weder zum Reiten in der Schwangerschaft animieren noch davon abraten. Man muss immer bedenken, dass jede Schwangerschaft anders verläuft, dass jede Frau und auch jedes Pferd anders sind. Schlussendlich muss jede Frau selbst entscheiden, was gut für sie ist und was nicht.
1. Fragt nur einen Menschen um Erlaubnis
Solltet ihr euch für das Reiten während der Schwangerschaft entschieden haben, dann besprecht eure Entscheidung mit nur einem Menschen. Und zwar dem werdenden Papa. Immerhin ist er maßgeblich an allen Entscheidungen, die das gemeinsame Baby betreffen, beteiligt und er sollte auch während der Schwangerschaft einbezogen werden. Letzten Endes ist es nicht nur „dein“ Baby, sondern „euer“ gemeinsames Baby.
Macht aber nicht den Fehler mit weiteren Leuten eure Entscheidung für das Reiten zu diskutieren. Ärzte, Hebammen und vor allem werdende Omas werden in der Regel davon abraten. Reiten – um Himmels willen! Viel zu gefährlich. Wenn ihr euch für das Reiten entschieden habt, dann solltet ihr auch dahinter stehen und nicht zweifeln. Die Zweifel werden nicht über Bord geworfen, wenn ihr alle möglichen Leute fragt. Es wird niemanden geben, der euch ermuntert während der Schwangerschaft zu reiten. Warum auch? Sollte es tatsächlich zu einem Sturz kommen, dann will sich niemand auf die Stirn schreiben, dass er euch noch dazu geraten hat.
2. Es gibt kein richtig oder falsch
Nur Schritt reiten. Normal reiten. Gar nicht reiten. Wie bei allem, so gibt es auch hier kein richtig oder falsch. Es gibt Schwangere, die steigen aus diversen Gründen nicht mehr aufs Pferd und gehen stattdessen mit ihrem Pferd spazieren, longieren oder machen Bodenarbeit. Wieder andere haben nicht mal mehr die Kraft überhaupt etwas mit dem Pferd zu machen, weil die Schwangerschaft anstrengend und vielleicht sogar risikoreich ist. Diese Frauen schicken ihre Pferde dann ein Jahr auf die Weide, stellen es zur Verfügung oder suchen eine Reitbeteiligung. Warum auch nicht?
Und dann gibt es Frauen, die einfach weiterreiten. So wie ich es getan habe. Der eigene Körper sagt einem schon wie viel man machen kann und wann es genug ist. Als Frau spürt man auch, wenn etwas nicht stimmt. Ich habe beispielsweise recht früh das Aussitzen eingestellt, weil ich das Gefühl hatte, dass es nicht gut ist. Andere Schwangere hingegen können recht lange aussitzen. Wieder andere reiten nur noch Schritt. Egal wie ihr es macht, es gibt kein richtig oder falsch. Ihr müsst selber entscheiden und auf euer Bauchgefühl hören.
3. Seid nicht paranoid, aber auch nicht leichtsinnig
Je größer der Babybauch wird, je mehr das Baby durch kleine Tritte auf sich aufmerksam macht, umso mehr macht man sich Gedanken. Gedanken darüber, was alles passieren könnte. Selbst wenn ihr jetzt denkt, nein, ich bin nicht so eine Übermutti und werde nicht paranoid werden, ich verspreche euch, ihr kommt irgendwann an den Punkt, an dem ihr auf dem Pferd sitzt und an einen möglichen Sturz denkt. Das ist völlig normal! Immerhin ist es das eigene Kind, welches in eurem Bauch heranwächst. Ich hatte diese Gedanken auch, merkte aber gleichzeitig wie gut mir das Reiten tat. Ich habe daher das Risiko so gering wie möglich gehalten. So habe ich mir, wann immer es möglich war, einen Reitpartner zum Ausreiten gesucht. Zum Ende der Schwangerschaft bin ich viel im Schritt geritten, nicht mehr gesprungen und habe keinerlei Experimente durchgeführt.
Ich finde man darf nicht paranoid werden. Man ist schwanger und nicht krank. Bewegung schadet dem Baby keineswegs. Im Gegenteil: Je mehr Bewegung ihr während der Schwangerschaft habt, umso schneller seid ihr danach auch wieder fit. Außerdem haben sportliche Frauen häufig eine leichtere Geburt als unsportliche.
4. Ihr seid niemandem Rechenschaft schuldig
Egal was ihr macht oder nicht macht, es wird immer Leute geben, die es besser wissen. Es wird immer Menschen geben, die euch erklären, dass Reiten schlecht ist und Stallarbeit das Baby krank macht. Ich kenne diese unqualifizierten Aussagen sehr gut und man fühlt sich immer genötigt, den Leuten zu erklären, dass man aufpasst, das Pferd brav ist und so weiter. Ganz ehrlich? Ihr seid niemandem Rechenschaft schuldig. Es ist euer Kind und eure Schwangerschaft.
5. Übt Absteigen
Beine aus den Steigbügeln, Schwung holen, ein Bein hinten rüber, kurz Bauchlage und zack nach unten. So steigen normale Menschen vom Pferd. Schwangere haben irgendwann ein Problem. Nämlich den Bauch, der im Weg ist. Ich bin immer so abgestiegen, dass ich ein Bein über den Hals geschwungen habe, so dass ich seitlich im Sattel saß. Aus dieser Position konnte ich entspannt nach unten gleiten. Eine schwangere Stallkollegin hat ihr Pferd immer an der Aufstieghilfe geparkt und ist hier abgestiegen. Egal für welche Methode ihr euch entscheidet, ihr solltet es üben. Am besten direkt mit dem Bekanntwerden der Schwangerschaft, immer so absteigen, wie ihr es später auch machen wollt. Wenn der Bauch dann riesig ist, habt ihr das Absteigen voll drauf.
6. Hört auf euer Gefühl
Reiterin hin oder her. Als werdende Mami spürt man sehr wohl, ob alles in Ordnung ist oder nicht. Man merkt, was man sich zu muten kann und was nicht. Als reitende Mamis fühlt ihr genauso wie andere Mamis auch. Ihr freut euch unfassbar auf das Baby und wollt nur das Allerbeste. Da ist allerdings noch etwas anderes, was man liebt und für das man auch die Verantwortung trägt. Das Pferd und das Reiten. Nochmal: Jeder muss selbst entscheiden. Jeder Schwangerschaft ist anderes. Jedes Pferd ist anders. Dennoch denke ich, dass nichts dagegen spricht weiterzureiten, wenn alles passt und man sich gut dabei fühlt. So bleibt man selber fit, ist an der frischen Luft und die Risiken von Komplikationen, während der Schwangerschaft und der Geburt, sinken.
7. Macht das, was euch glücklich macht
Studien gibt es viele. Wer Haustiere hat, lebt gesünder. Wer viel an der frischen Luft ist, hat ein besseres Immunsystem. Wer während seiner Schwangerschaft weiterhin Sport treibt, wenn auch in Maßen und auf den aktuellen Zustand abgestimmt, hat es bei der Geburt leichter. Auch wenn es dazu keine Studien oder gar Beweise gibt, bin ich der festen Überzeugung, dass eine glückliche Schwangere, ein glückliches Baby bekommt. Ich bin auf dem Pferderücken zu Hause und meine kleine Maus ist 36 Wochen mitgeritten. Sie kam kerngesund und glücklich auf die Welt.
Last, but not least: Im Rahmen ihrer Doktorarbeit hat Susanna Kramarz 2011 das Reiten in der Schwangerschaft untersucht. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass durch das Reiten in der Schwangerschaft kein erhöhtes Risiko einer Früh- oder Fehlgeburt besteht.
Wenn das Pferdemädchen schwanger ist, dann raucht der Kopf. Denn uns Pferdemädchen beschäftigen andere Fragen. Wie lange kann ich noch reiten? Wie trainiere ich mein Pferd wieder an? Wann darf ich nach der Geburt wieder reiten? Wer kümmert sich rund um die Geburt um mein Pferd? Welcher Kinderwagen ist stalltauglich? Wie manage ich Baby und Pferd?
Noch etwas in eigener Sache: Die folgenden Blogbeiträge über das Reiten in der Schwangerschaft und die Zeit danach mit Baby, sind meine ganz persönlichen Erfahrungen und keine allgemeingültigen Empfehlungen. Ich will mit meinen Beiträgen weder zum Reiten in der Schwangerschaft animieren noch davon abraten. Man muss immer bedenken, dass jede Schwangerschaft anders verläuft, dass jede Frau und auch jedes Pferd anders sind. Schlussendlich muss jede Frau selbst entscheiden, was gut für sie ist und was nicht.
Schwangerschaftsupdate einer Reiterin
Das dritte und letzte Trimester war angebrochen. Der Bauch wuchs kontinuierlich, aber sonst war alles nahezu normal. Ich fühlte mich verhältnismäßig fit und es gab nur wenige, wie ich sie nannte, „Jammerlappentage“. Die Jammerlappentage traten spontan und unangekündigt auf. Tage, an denen ich die Schwangerschaft verabscheute und aus allem ein Drama machte. Soll normal sein, sie gingen vorbei und beschränkten sich auf wenige Tage im Monat.
Auch im dritten Trimester dachte ich nicht ernsthaft darüber nach den Sattel gegen die Longe, Spaziergänge oder Bodenarbeit einzutauschen. Zum Leidwesen meiner Mutter, die es bis heute nicht glauben kann, dass ich mich schwanger überhaupt auf dieses große gefährliche Pferd gesetzt habe. Zur Anmerkung: Meine Mutter hat Angst vor Pferden. Natürlich passte ich das Reiten intuitiv meiner körperlichen Situation, und ganz nebenbei auch den Außentemperaturen, an. In der 34. SSW unternahm ich den letzten großen Ausritt. Dieser wurde aufgrund einer Wegsperrung ungeplant viel zu groß und wir waren am Ende fast drei Stunden unterwegs. Danach hatte ich ein schlechtes Gewissen und nicht nur das. Eine Scheuerstelle an meinem Bauch, denn dieser lag mittlerweile auf der Kammer auf.
Bis in die 37. SSW ritt ich mehrmals pro Woche noch im Schritt aus, aber nie länger als eine Stunde. Ich genoss die Zeit mit Keks und nach wie vor hatte ich das Gefühl, er wusste ganz genau, dass er brav sein und auf uns aufpassen musste. Dann kam die tropische Hitzewelle mit Temperaturen weit über 30 Grad und ich verließ freiwillig den Sattel. Mit 20 Kilo mehr auf den Rippen sind derartige Temperaturen kein Spaß. Und ganz ehrlich? Ich konnte fast die komplette Schwangerschaft reiten, was will ich mehr?
Genieß die Zeit, denn dann ist dein Leben quasi vorbei
Ein Satz, der immer wieder fiel. Ja, ich wurde sogar dazu aufgefordert, mir darüber Gedanken zu machen, wie es mit Keks weitergehen soll und ob ich ihn nicht besser verkaufen will. Ich würde so oder so keine Zeit mehr für ihn haben. Ich zog die Augenbrauen nach oben, wenn ich solche Aussagen an den Kopf geknallt bekam. Immerhin habe ich einst die Verantwortung für Keks übernommen und nur weil ich zukünftig auch noch für ein Baby verantwortlich sein würde, soll ich mein Pferd verkaufen? No way.
Der Reitsport ist für mich mehr als ein Hobby. Ich bin nicht zweimal pro Woche im Stall zum Reiten und verbringe den Rest meiner Zeit mit Freunden beim Shoppen, Kaffeetrinken oder auf Partys. Trotz Reitbeteiligung bin ich oft jeden Tag im Stall. Es gibt schließlich immer etwas zu tun und zu organisieren. Kaffeetrinken kann ich bei uns im Stall und auf Partys lege ich schon lange keinen Wert mehr. Auch den obligatorischen Kinobesuch, den uns jeder empfahl, haben wir nicht in Angriff genommen. Im Sommer läuft nur Schrott im Kino. Und überteuert ist es auch. Ich bin glücklich mit meinem Leben und ich habe keineswegs das Gefühl irgendetwas zu verpassen.
Aber es gibt sie! Die Übermuttis! Ich hatte die Ehre einige von ihnen kennenzulernen – und habe erschrocken das Weite gesucht. Mein Baby muss nicht den ganzen Tag im Arm geschaukelt werden und ich muss nicht bei jedem Geräusch, welches Baby macht, aufspringen. Ich werde zwar Mami, aber ich bin auch immer noch ich selbst, mit meinen eigenen Interessen. Nur weil es diese noch gibt und bei mir nicht alles auf „totally Baby“ gepoolt ist, bin ich keine schlechte Mutter. Mein Baby geht nicht kaputt, wenn ich es mit in den Stall nehme oder für ein paar Stunden beim Papa lasse. Nicht die Quantität an gemeinsamer Zeit mit dem Baby zählt, sondern die Qualität.
Ich kann leider kein Drama bieten
In meinem Bericht über das erste Trimester schrieb ich: „In meinen Blogbeiträgen über die Schwangerschaft, kann ich kein Drama bieten. Sorry. Meine Schwangerschaft verlief völlig komplikationslos.“ So war es auch. Bis zur 40. SSW. Bis zum 25. Juli 2018. Den Tag der Geburt.
Und nein! Auch jetzt werde ich, nur um die Leserzahlen zu erhöhen, keine dramatische Story abliefern, keine Details im Netz zertreten und keinen eigenen Blogbeitrag mit Klickbait Titel über die Geburt schreiben. Dennoch habe ich mich entschieden über die Geburt meiner Tochter, in einem mehr oder weniger sachlichen Stil und ohne Details, zu berichten. Sie war abenteuerlich – und zwar abenteurlicher als manch einer Denken mag.
Mit diesem Bericht möchte ich eigentlich nur eines erreichen: Ich will Mut machen!
Nach dieser Geburt kann ich nur sagen: Ich bin stärker als ich dachte. Und das seid ihr auch – egal was andere behaupten!
Jede Geburt ist abenteuerlich
Wohl wahr. Aber das war mir dann doch etwas zu abenteuerlich. Wochenlang habe ich alle möglichen Sachen über die Geburt gelesen, an einem Geburtsvorbereitungskurs teilgenommen, das beste Krankenhaus im Umkreis ausgewählt und den Kreißsaal besucht. Ich habe versucht mir auszumalen wie sich Wehen anfühlen. Was blieb, war pure Angst. Angst vor der Geburt. Angst vor dem Unbekannten. Angst vor den Schmerzen. Angst, dass etwas schiefgehen könnte.
Und am Ende kam alles anderes. Wirklich alles. Wenn ich heute an die Geburt zurückdenke, dann denke ich immer noch, dass ich Darsteller in einem Film war. Aber es war echt. Der 27. Juli war der errechnete Termin. Das Wochenende davor, war ich noch als BBTT – Babybauch-Turniertrottel – mit meinen Reitschülern unterwegs. Ich selber hielt eine Geburt vor dem errechneten Termin als unmöglich. Immerhin bekam ich mein erstes Kind und man hatte uns immer wieder erzählt, dass die Babys bei Erstgebärenden über Termin gingen.
Am Montag nach dem Turnierwochenende lehnte ich mich auf der Couch zurück und dachte, so Baby jetzt darfst du dich von mir aus auf den Weg machen. Es passierte natürlich nichts. Abends war ich noch im Stall, longierte Keks und mistete seine Box. Am Dienstagmittag plagte mich plötzlich ein Ziehen im unteren Rücken. Es kam und es ging wieder. Über den Nachmittag wurde es regelmäßiger und ich versuchte den Schmerz zu veratmen. Das funktionierte erstaunlich gut. Als Björn von der Arbeit kam, berichtete ich ihm von dem Ziehen und wir entschieden uns den Abend über abzuwarten. Also aßen wir gemeinsam Abendbrot, mit Unterbrechung meinerseits um Schmerzen wegzuatmen, und dann schauten wir uns noch ein Webinar an. Ja wirklich. Ich hatte mich für ein FN Webinar angemeldet und da es schon bezahlt war, guckte ich es. Danach legte ich mich in die Badewanne, denn immer wieder hatte ich gelesen, dass echte Wehen auch bei einem Vollbad blieben. Der Schmerz blieb und Björn und ich waren uns mittlerweile einig: Es ging los.
Es geht los! Doch nicht. Oder doch!?
Ich verschickte noch ein paar Whatsapp Nachrichten und organisierte die Hundebetreuung. Björn schmierte sich ein Brot, packte etwas zum Trinken ein und kontrollierte die Kliniktasche. Um kurz vor Mitternacht machten wir uns auf den Weg ins Krankenhaus. Fest überzeugt, dass wir erst mit unserem Baby im Arm wiederkommen würden.
Im Krankenhaus wurde ein CTG gemacht, auf dem, aus welchem Grund auch immer, keine regelmäßigen Wehen sichtbar waren. Eine Ärztin untersuchte mich und war der Ansicht, dass die Geburt unserer Tochter noch nicht bevorstand. Sie sagte sogar, ich solle mich erneut in zwei Tagen bei meinem planmäßigen Vorsorgetermin untersuchen lassen. Ich erwähnte die Schmerzen im unteren Rücken, sie gab mir Schmerzmittel und wir fuhren wieder nach Hause. Die gesamte Rückfahrt fühlte ich mich schlecht. Ich bin ein Jammerlappen. Ein Weichei. Ich kann Rückschmerzen nicht von Wehen unterscheiden.
Nachts um 2 Uhr lagen wir endlich im Bett. Die Schmerzmittel taten ihren Dienst und ich fiel in einen Zustand zwischen wach und schlafend. Gegen 3 Uhr lies die Wirkung nach und ich griff zu Paracetamol. Was war da bloß los? Hatte ich mich beim Misten verhoben? Einen Nerv eingeklemmt? Gegen 5:30 Uhr hielt ich nichts mehr aus und flehte Björn an, dass wir wieder ins Krankenhaus fahren. Kurz darauf registrierte ich, dass ich ganz sicher nirgendwo mehr hinfahre. „Björn ruf den Notarzt!“ Ich hatte bereits Presswehen. Um 6:30 Uhr standen die Rettungssanitäter, die übrigens auch noch nie bei einer Geburt dabei waren, in unserem Schlafzimmer und um 6:38 Uhr erblickte unsere kleine Janne das Licht der Welt. Sie schrie und mir fiel ein Stein vom Herzen.
Nachdem mein Kreislauf wiederhergestellt war, fuhren wir alle mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus. Dort wurde Janne untersucht und ich bekam die zweite Infusion. So langsam realisierte ich, was in den letzten Stunden passiert war. Wie kann man bitte so krass ins Lebens schlittern? Wie kann so etwas in der heutigen Zeit überhaupt passieren? Wieso haben die mich im Krankenhaus wieder heimgeschickt? Wir haben alles richtig und nach Lehrbuch gemacht. Oder besser gesagt, wir wollten es. Ich bin unendlich froh, dass alles gut gegangen ist, es keine Komplikationen gab und Janne kerngesund ist. An all das, was hätte passieren können, möchte ich gar nicht denken.
Die Geburt in einem Satz: Ohne PDA, ohne Hebamme, ohne Arzt und im heimischen Schlafzimmer.
Wenn das Pferdemädchen schwanger ist, dann raucht der Kopf. Denn uns Pferdemädchen beschäftigen andere Fragen. Wie lange kann ich noch reiten? Wie trainiere ich mein Pferd wieder an? Wann darf ich nach der Geburt wieder reiten? Wer kümmert sich rund um die Geburt um mein Pferd? Welcher Kinderwagen ist stalltauglich? Wie manage ich Baby und Pferd?
Noch etwas in eigener Sache: Die folgenden Blogbeiträge über das Reiten in der Schwangerschaft und die Zeit danach mit Baby, sind meine ganz persönlichen Erfahrungen und keine allgemeingültigen Empfehlungen. Ich will mit meinen Beiträgen weder zum Reiten in der Schwangerschaft animieren noch davon abraten. Man muss immer bedenken, dass jede Schwangerschaft anders verläuft, dass jede Frau und auch jedes Pferd anders sind. Schlussendlich muss jede Frau selbst entscheiden, was gut für sie ist und was nicht.
Schwangerschaftsupdate einer Reiterin
Das zweite Trimester war unglaublich spannend, was die Schwangerschaft betraf und zugleich ernüchternd, was meinen geliebten Platz im Sattel betraf. Aber der Reihe nach! Die ersten Wochen des zweiten Schwangerschaftsabschnittes verliefen gut. Ich ritt den Dressurunterricht mit, legte viel Herzblut in die Betreuung meiner Springgruppe, da ich so indirekt und wenigstens vom Kopf her im Springtraining bleiben konnte und genoss den ein oder anderen Winterausritt.
In der 21. SSW stand bei uns der zweite große Ultraschall auf dem Programm. Rückblickend muss ich sagen, dass dies fast mein persönliches Highlight der gesamten Schwangerschaft war. Ich lag auf der Liege während meine Ärztin uns Füßchen, Köpfchen, Ärmchen und Beinchen unseres Babys zeigte. Faszinierend und gleichzeitig irgendwie unwirklich, dass dieses kleine Wesen in meinem Bauch mal ein richtiger Mensch werden soll. Da hat sich die Natur schon etwas Spannendes einfallen lassen. Bei diesem Termin bestätigte uns meine Ärztin auch nochmal endgültig, dass wir ein kleines Mädchen erwarten. Oder eine Amazone, wie unser Stallbesitzer zu sagen pflegte.
Um auch wieder ein paar Zahlen zu nennen: Am Ende des zweiten Trimesters, also in der 27. SSW ist das Baby immerhin schon etwa 32 cm groß und wiegt 900 g. Ab der 28. SSW hätte das Baby im Falle einer Frühgeburt mit intensivmedizinischer Betreuung bereits ganz gute Überlebenschancen. Ich selbst nahm in dieser Zeit weitere 7 kg zu und begründete die Zunahme mit dem Osterfest.
Anfang 2. Trimester: Fotoshooting mit dem RidersDeal Rudi im Rahmen einer Zusammenarbeit
Ein Mädchen also
In dieser Zeit erfuhren wir, wie bereits gesagt, dass wir ein Mädchen bekommen. Bereits sehr früh waren wir uns bezüglich des Namens einig. Wir wollten gerne etwas fernab der aktuellen „Modenamen“ und sie sollte nach jemandem benannt sein. Ich selber heiße einfach nur Claudia, nach nichts und niemandem, während hingegen Björn seinen Namen nach dem Tennisspieler Björn Borg trägt. Unsere Tochter wird nun einen für uns wunderschönen Namen tragen, den es nicht allzu oft gibt und nach einer Sportlerin benannt sein. Wir haben es hier, wie die meisten werdenden Eltern gehandhabt, und den Namen bis zur Geburt nicht verraten.
Es wird also ein Mädchen. Eine Reiterin? Wer weiß das schon! Natürlich würde ich lügen, wenn ich sagen würde, dass ich das nicht toll fände. Aber man kann es nicht erzwingen und das werde ich auch nie tun. Allerdings lässt sich nicht verleugnen, dass meine Tochter zwangsläufig mit Pferden aufwachsen wird. Gerade in der ersten Zeit wird sie kaum eine andere Wahl haben, als im Stall dabei zu sein. Was daraus dann wird und ob sie in die Fußstapfen ihrer Mama treten mag und auch Interesse an Pferden und dem Reiten entwickelt, wird sich zeigen. Sollte dem so sein, werde ich das natürlich fördern, so wie ich aber auch jede andere Sportart unterstützen würde.
Ende 2. Trimester: Reiterin loading…
Aus meiner wöchentlichen Dressurstunde wird Beritt
Bis Ostern, also bis zur 24. SSW, nahm ich am wöchentlichen Dressurunterricht teil. Ich hatte keinerlei Beschwerden und konnte, inklusive Aussitzen, alles reiten. Über Ostern waren wir im Urlaub und unmittelbar danach stand unser Umzug an. So kam es, dass ich fast 3 Wochen nur sporadisch im Sattel saß, was tatsächlich dazu führte, dass ich mich danach schwertat. Reiten an sich war kein Problem, aber ich kam in der Dressur an meine Grenzen. Im Aussitzen fehlte mir immer mehr die Körperspannung um in die Bewegung einzugehen. Die einfachen Galoppwechsel gelangen nicht mehr, weil mir der Impuls für das letzte tiefe Einsitzen fehlte. Ich merkte wie mir so nach und nach immer mehr die Bauchmuskulatur verloren ging und meine Bewegungsabläufe immer schwammiger wurden.
Eines Abends fuhr ich völlig deprimiert nach Hause. Neben dem Springen, was ich nun seit 4 Monaten nicht mehr tat, war nun der Zeitpunkt gekommen, auch von der Dressur Abschied zu nehmen. Zumindest vom richtigen Training und vom Lektionen reiten. Für einen Moment machte mich das unglaublich traurig. Natürlich freute ich mich auf unser Baby, aber Gedanke, die nächsten 4 Monate keine Dressur mehr zu reiten und das alles noch schlimmer wird, machte mich einfach traurig. Ich sprach mit meiner Trainerin und Keks sollte von nun an einmal wöchentlich in den Beritt gehen, während ich selber das Spiel- und Spaßprogramm übernahm. Einerseits wollte ich Keks „in Schuss“ halten und andererseits musste ich einfach akzeptieren, dass dieser Sommer anders werden wird.
Das dauerte zum Glück nicht lange und insgeheim schallte ich mich selbst, überhaupt so gedacht zu haben. Ich war traurig, weil ich ein paar Monate lang nicht richtig Dressur reiten konnte? Nicht springen konnte? Wie doof ist das? Andere Schwangere können aus verschiedensten Gründen gar nicht mehr reiten! Und ich? Ich saß nach wie vor mehrfach pro Woche im Sattel und ritt. Schritt, Trab, Galopp. Wenn auch keine L Lektionen, aber ich konnte reiten! Und nicht nur das, denn ich machte nach wie vor alles selbst im Stall: Hufschmied, Misten, Putzen, Satteln. Das hält fit, betonte ich immer wieder und lies mich keineswegs von meinem wachsenden Bauch beirren.
Wenn das Pferdemädchen schwanger ist, dann raucht der Kopf. Denn uns Pferdemädchen beschäftigen andere Fragen. Wie lange kann ich noch reiten? Wie trainiere ich mein Pferd wieder an? Wann darf ich nach der Geburt wieder reiten? Wer kümmert sich rund um die Geburt um mein Pferd? Welcher Kinderwagen ist stalltauglich? Wie manage ich Baby und Pferd?
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