Das Seitengänge reiten ist für viele Freizeitreiter ein Buch mit sieben Siegeln. Klingt nach Dressurprüfung, Noten und komplizierter Hilfengebung – oder? Erkennst du dich wieder? Dabei sind Schulterherein, Travers & Co. echte Gamechanger für dein tägliches Training. Sie helfen dir, dein Pferd besser zu gymnastizieren, sorgen für mehr Balance, fördern die Hinterhand und stärken die Kommunikation zwischen euch.
In diesem Beitrag zeige ich dir, was Seitengänge überhaupt sind, warum sie für jedes Pferd sinnvoll sind – ganz egal, ob Warmblut, Haflinger oder Tinker – und wie du sie in dein Reiten integrierst. Ganz ohne Druck. Im Dressurviereck, in der Springstunde oder beim Ausreiten.
Was sind Seitengänge überhaupt?
Bei den Seitengängen bewegt sich dein Pferd vorwärts-seitwärts und ist dabei gleichmäßig gebogen. Das so bekannte Schenkelweichen gehört deswegen nicht zu den Seitengängen. Beim Schenkelweichen bewegt sich dein Pferd zwar vorwärts-seitwärts, es ist allerdings nicht gebogen. Für die Seitengänge muss dein Pferd eine gewisse Versammlungsbereitschaft mitbringen, das bedeutet, die Bewegungen werden durch ein vermehrtes Untertreten der Hinterhand erhabener. Außerdem ist es wichtig, dass beim Reiten von Seitengängen der Takt und die Losgelassenheit erhalten bleiben. Dein Pferd wird also weder langsamer noch schneller beim Seitengänge reiten.
Warum Seitengänge reiten für jedes Pferd sinnvoll sind
Zu den Seitengängen gehören das Schulterherein, Travers, Renvers und die Traversalen. Das sind alles Lektionen, die im Turniersport erst ab der Klasse L/M verlangt sind und viele Reiter glauben, dass diese Lektionen deswegen für sie nicht wichtig sind. Du auch? Dann denkst du falsch! Denn nur weil diese Lektionen erst in den höheren Klassen der Dressur verlangt sind, heißt das nicht, dass du sie nicht brauchst. Schließlich möchtest auch du dein Pferd gesund gymnastizieren und reiten.
Seitengänge fördern die Losgelassenheit und aktivieren die Bauchmuskulatur. Deswegen ist es beispielsweise sinnvoll bereits beim Schrittreiten das Pferd immer wieder ein paar Schritte im Schulterherein zu reiten. Insbesondere in der Schrittphase zu Beginn deiner Trainingseinheit hat das auch einen starken psychischen Effekt. Du steigerst die Aufmerksamkeit deines Pferdes und bringst es in den Arbeitsmodus. Beim Seitengänge reiten aktivierst du außerdem die Hinterhand deines Pferdes und es tritt vermehrt unter. Du verbesserst die Koordination und das Gleichgewicht.
Praxistipp: Um Seitengänge in die Schrittarbeit einfließen zu lassen, kannst du beispielsweise in der Ecke eine Volte reiten. Die Biegung aus der Volte nimmst du dann mit und reitest an der langen Seite ein paar Schritte im Schulterherein. Vergiss nicht die Lektion korrekt zu beenden, indem du die Vorhand mit deinem inneren Schenkel und dem äußeren Zügel wieder auf den Hufschlag bringst.
Seitengänge reiten im Überblick: Schulterherein, Travers, Renvers & Traversalen
1. Schulterherein: Die Basis der Seitengänge
Beim Schulterherein bewegt sich dein Pferd auf drei Hufschlägen. Die Hinterhand bleibt auf dem Hufschlag. Die Vorhand wird etwas nach innen geführt. Wenn du von vorne oder hinten auf dein Pferd schaust, dann siehst du drei Beine. Das äußere Hinterbein auf einer Hufschlaglinie, das innere Hinterbein und das äußere Vorderbein auf der mittleren Hufschlaglinie und das innere Vorderbein auf einer weiteren Linie. Dein Pferd biegt sich um deinen inneren Schenkel und bewegt sich dabei weiter vorwärts.
Praxistipp: Erarbeite dir das Schulterherein zunächst am Boden. Wenn das klappt, dann übe vom Sattel aus. Suche dir einen Helfer, der vor oder hinter deinem Pferd steht und dir sagen kann, ob sich dein Pferd auf drei Hufschlägen bewegt.
2. Travers und Renvers: Für mehr Beweglichkeit und Kontrolle
Beim Travers bewegt sich dein Pferd auf vier Hufschlägen und ist dabei gestellt und gebogen. Das bedeutet, du siehst von hinten alle vier Beine. Die Vorhand bleibt auf dem Hufschlag und die Hinterhand wird in das Bahninnere hereingeführt. Beim Renvers ist es genau umgekehrt. Die Hinterhand bleibt auf dem Hufschlag und die Vorhand wird in das Bahninnere geführt.
Praxistipp: Erarbeite dir beide Lektionen zunächst im Schritt vom Boden aus. Vom Sattel aus empfehle ich dir, das Travers aus einer Volte heraus einzuleiten. So hast du die Möglichkeit, die Biegung aus der Volte mitzunehmen. Auch hier vergiss nicht, die Lektion korrekt zu beenden, indem du die Hinterhand deines Pferdes auf den Hufschlag zurückführst. Für das Renvers kannst du an der langen Seite eine einfache Schlangenlinie einleiten. Wenn du dein Pferd umgestellt hast, kommt dein äußerer, vorwärts-seitwärts treibender Schenkel zum Einsatz und du reitest im Renvers weiter.
Travers und Renvers sind Lektionen, mit denen du an der Durchlässigkeit deines Pferdes arbeiten kannst. Gleichzeitig muss dein Pferd aber auch schon ein gewisses Maß an Durchlässigkeit mitbringen, damit die Lektionen gelingen. Nochmal zur Erinnerung: Die Durchlässigkeit beschreibt im Prinzip, wie gut dir dein Pferd zu hört, wie es deine Hilfen annimmt und umsetzt.
3. Traversalen: Der fließende Seitengang auf der Diagonalen
Die Traversale ist dann die Königsdisziplin der Seitengänge. Dein Pferd soll sich auf einer diagonalen Linie vorwärts-seitwärts bewegen. Dabei soll der Takt gleich und der Bewegungsfluss erhalten bleiben.
Hier darf ich ehrlich sein, der Weg zur Traversale ist für die meisten Freizeitreiter ein Weg, der nie gegangen wird, denn oft stimmt die Basis nicht. Bevor du dich an Traversalen wagst, muss dein Pferd Travers und Renvers sicher beherrschen. Die Voraussetzung dafür ist das Schulterherein. Als Reiter musst du das Zusammenspiel der Hilfen zu tausend Prozent verstanden haben. Du musst ausbalanciert und ruhig im Sattel sitzen, sodass du den Bewegungsablauf deines Pferdes zwar unterstützt, aber nicht störst.
Mit diesen Worten will ich dir die Traversalen aber auf gar keinen Fall ausreden. Im Gegenteil. Ich wünsche mir, dass viel mehr Reiter Schulterherein, Travers und Renvers in ihre Arbeit integrieren – vorausgesetzt natürlich die Basis stimmt.
Seitengänge reiten im Training: So baust du sie sinnvoll ein
Starte mit den Seitengängen immer vom Boden aus, und zwar mit dem Schulterherein. Führe dein Pferd durch eine Ecke, nimm die Längsbiegung mit und führe die Schulter ins Bahninnere, sodass das innere Hinterbein vermehrt untertreten muss. Wenn dir eins, zwei Schritte gut gelingen, dann lobe dein Pferd. Das ist für den Anfang völlig ausreichend.
Es kommt bei den Seitengängen nicht darauf an, wie oft dein Pferd das Schulterherein in einer Einheit gemacht hat. Du kannst 20x Schulterherein reiten, aber wenn die Schulter zu weit im Bahninneren ist und dein Pferd gar nicht untertritt, dann war es nicht effektiv. Bei den Seitengängen zählt die Qualität, nicht die Quantität.
Wenn du die Seitengänge reiten möchtest, dann starte ebenfalls mit dem Schulterherein aus einer Ecke oder Volte. Später kannst du die Lektion auf die Viertel- oder Mittellinie verlagern. Hier wird dann sehr genau sichtbar, wie gut du dein Pferd an deinen Hilfen hast.
Weitere Ideen findest du in dieser Infografik:
Fazit zum Seitengänge reiten: Dein Pferd kann das und du kannst das auch
Falls du schon mal gehört hast, dass du das mit deinem Pferd nicht kannst: Das ist Quatsch. Du wirst deinem Pferd aber nicht von heute auf morgen die Seitengänge beibringen. Das erfordert Zeit, Geduld und ein regelmäßiges Training. Und na klar gibt es Pferde, die es schneller und einfacher lernen. Und natürlich sieht ein Travers bei einem Haflinger deutlich weniger elegant aus als bei einem Warmblut. Aber das ist doch egal.
Es geht nicht darum, mit einem Schulterherein oder Travers den nächsten Pokal zu gewinnen. Du machst das für dich und dein Pferd. Seitengänge sind kein Selbstzweck, sondern eine effektive Möglichkeit, um Kraft, Gleichgewicht, Koordination und Biegung zu schulen und damit an der Durchlässigkeit zu arbeiten. Alles, was dein Pferd für seine Gesunderhaltung braucht. Und du willst doch, dass dein Pferd lange fit bleibt, oder?
Zu Beginn einer Trainingseinheit oder Reitstunde musst du dein Pferd aufwärmen. Ähnlich wie du es handhabst, wenn du Sport machst. Ja ich weiß, als Reiter haben wir eigentlich gar keine Zeit für andere Sportarten, aber theoretisch würdest du dich aufwärmen. Das Aufwärmen eines Pferdes erfolgt im Schritt und dauert 20 Minuten. Das bedeutet, dass du zu Beginn einer Reiteinheit zunächst einmal 20 Minuten Schritt reiten musst. Wie sieht richtiges Schrittreiten aus? Ist das überhaupt gut für den Rücken deines Pferdes? Und warum müssen es überhaupt 20 Minuten sein? Um diese und weitere Fragen geht es in diesem Beitrag.
Warum müssen wir unser Pferd eigentlich 20 Minuten im Schritt aufwärmen?
Ganz einfach: Um Verletzungen vorzubeugen. Vielleicht denkst du jetzt, ach das ist doch alles Quatsch, ich kenne kein Pferd, welches sich durch zu wenig Aufwärmen verletzt hat. Es geht auch nicht um akute oder direkt sichtbare Verletzungen. Vielmehr geht es um sogenannte Mikroläsionen, kleine Verletzungen, die der Reiter nicht bemerkt. Mit jedem Training in dem du die Aufwärmphase zu kurz gestaltest, können diese kleinen Verletzungen zunehmen und irgendwann sind es sichtbare Schäden.
Ausreichendes Aufwärmen schützt dein Pferd vor Verletzungen und Lahmheiten. Es erhöht sich die Körpertemperatur, die Durchblutung nimmt zu und der Pferdekörper wird durch die gesteigerte Atmung mit mehr Sauerstoff versorgt. Erst nach 20 Minuten sind die Muskeln, Sehnen, Bänder und die Gelenke aufgewärmt. Durch die Bewegung wird die Gelenkschmiere, die sogenannte Synovia, verteilt. Die Gelenkschmiere ist eine zähe Flüssigkeit und deswegen benötigt es seine Zeit bis sie überall verteilt ist. Der Gelenkknorpel saugt sich damit voll und dient als Stoßdämpfer. Auch Muskeln müssen warm sein, da sie sich im kalten Zustand nicht gut dehnen. Wird ein kalter Muskel gedehnt, kann das dazu führen, dass Muskelfasern reißen.
Die Aufwärmphase hat übrigens auch noch einen anderen Effekt auf dein Pferd. Beim Aufwärmen werden Endorphine ausgeschüttet, die dafür sorgen, dass dein Pferd überhaupt in den Sportmodus kommt. Das kennst du vielleicht auch von dir selbst. Es gibt Tage da würdest du lieber auf deinem Sofa liegenbleiben und du musst dich richtig aufraffen zum Sport machen. Wenn du aber mal angefangen hast, dann steigt deine Motivation. Schuld daran sind auch bei dir die Endorphine, die dich in den Sportmodus bringen. Gestaltest du die Aufwärmphase für dein Pferd zu kurz, dann bedeutet das Stress für dein Pferd und die Leistungsbereitschaft sinkt.
Das macht doch gar keinen Sinn für das Fluchttier Pferd?
Immerhin steht das Pferd ja nicht auf der Wiese und wiehert zum Tiger: „Warte noch kurz. Ich flüchte gleich. Ich muss mich vorher noch 20 Minuten im Schritt aufwärmen. Wenn das in Ordnung ist, dann laufe ich einfach im Schritt um dich herum.“
Was du bei dieser Anekdote nicht vergessen darfst: Ein Pferd in freier Natur ist den ganzen Tag mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt und legt dabei sehr viele Kilometer zurück. Tritt nun eine Gefahr ein und das Pferd muss flüchten, dann ist das in der Regel kein „Kaltstart“. Noch dazu kommt, dass auf dem Pferd nicht auch noch ein Reiter sitzt, der den Bewegungsapparat des Pferdes beansprucht. Unsere Pferde heute leben aber nicht in der freien Natur und nur die wenigsten Pferde sind wirklich permanent in Bewegung.
Diese 20 Minuten aufwärmen gelten aber nur für Boxenpferde, oder?
Tatsächlich hat die Haltung einen minimalen Effekt auf die Länge der Aufwärmphase. Denn natürlich bewegt sich ein Pferd im Offenstall oder in Weidehaltung deutlich mehr als ein Boxenpferd. Aber auch Offenstallpferde müssen zunächst zum Reiten vorbereitet werden. Dabei steht das Pferd in der Regel angebunden am Putzplatz. Das bedeutet, selbst wenn es vorher nicht nur an der Heuraufe rumstand, sondern im Offenstall herumgelaufen ist, dann bewegt es sich unmittelbar vor dem Reiten nicht. Es spielt also keine nennenswerte Rolle wie dein Pferd wohnt, aufwärmen ist Pflicht.
Es gibt noch einen weiteren Grund, weshalb alle Pferde gleichermaßen aufgewärmt werden müssen. Im Offenstall oder auf der Weide befindet sich dein Pferd im Freizeitmodus. Es kann fressen oder chillen, auf jeden Fall das tun, worauf es gerade Lust hat. Erst durch das Aufwärmen und die damit verbundene Ausschüttung der Endorphine, wird dein Pferd in den Sportmodus kommen.
Wie sieht richtiges Schrittreiten zum Aufwärmen NICHT aus?
Fangen wir mal damit an wie Schrittreiten nicht aussehen soll: Dein Pferd latscht am langen Zügel Runde für Runde während du mit deiner Freundin den neusten Stalltratsch austauschst. Das ist vielleicht für dich spannend, aber für dein Pferd maximal langweilig und wenig gymnastizierend.
Der Bauch deines Pferdes schwingt bei jedem Schritt von links nach rechts. Dadurch bewegt sich auch die Wirbelsäule und somit der Pferderücken. Der Gegenspieler der Rückenmuskulatur ist – wie bei uns Menschen – die Bauchmuskulatur. Diese ist im Schritt aufgrund der fehlenden Spannung am wenigsten gefordert, was dazu führt, dass der Pferderücken sich nicht aufwölbt, sondern nach unten durchhängt. Und dann auch noch mit deinem Reitergewicht obendrauf.
Ist Schrittreiten dann überhaupt gut für den Pferderücken?
Die Antwort ist wie so oft: Es kommt drauf an. Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen ein Pferd 20 Minuten im Schritt zu reiten, wenn es gesund und trainiert ist. Denn seien wir mal ehrlich, wäre Schrittreiten so fatal für den Pferderücken wie es hin und wieder dargestellt wird, dann wären Ausritte mit langen Schrittphasen nicht möglich.
Zur Gesunderhaltung deines Pferdes musst du natürlich darauf achten, dass du nicht nur am langen Zügel im Schritt durchs Gelände reitest. Ein gesundes Pferd muss auch im Trab und Galopp trainiert werden. In diesen, aufgrund der Schwebephase, sogenannten schwungvollen Gangarten ist die Bauchmuskulatur gefordert. Ist die Hinterhand dabei aktiv und tritt dein Pferd unter den Schwerpunkt, wölbt sich der Rücken auf. Dafür verantwortlich ist der lange Rückenmuskel.
Wenn du dich auf dein Pferd setzt, dann spannt dein Pferd den langen Rückenmuskel an um dich „tragen“ zu können. Der lange Rückenmuskel ist allerdings kein Tragemuskel, sondern ein Bewegungsmuskel. Er kümmert sich darum, dass die Energie aus der Hinterhand in eine Vorwärtsbewegung übertragen wird.
So weit zu gesunden und trainierten Pferden. Denn natürlich gibt es auch Pferde für die Schrittreiten nicht gut ist. Das sind beispielsweise Pferde mit muskulären Defiziten oder schlechtem Rumpftrageapparat. Diese Pferde sollten immer an der Hand aufgewärmt werden und nicht durch Schrittreiten.
Wie sieht gutes Schrittreiten aus?
Wenn du dein Pferd zu Beginn einer Trainingseinheit im Schritt aufwärmst, dann lass es nicht Runde für Runde im Kreis schlurfen. Reite lediglich ein paar Minuten am durchhängenden Zügel. Achte auf einen zwanglosen, schreitenden Schritt im Viertakt.
Um die Bauchmuskeln zu aktivieren solltest du das Rückwärtsrichten und Seitengänge wie Schulterherein, Travers oder Renvers hinzunehmen. Bedenke aber das diese Übungen bereits versammelnden Charakter haben und dein Pferd schon ein bisschen aufgewärmt sein muss, bevor du diese Übungen verlangst. Reite außerdem nicht eine ganze lange Seite im Schulterherein, sondern fordere die Übung nur über einige Schritte. Das reicht vollkommen aus um die Bauchmuskulatur zu aktivieren. Insbesondere die Seitengänge werden häufig erst im fortgeschrittenen Verlauf der Ausbildung von Reiter und Pferd gelehrt. Dabei sind diese im Schritt kein Hexenwerk und eine hervorragende Möglichkeit dein Pferd bereits in der Schrittphase zu gymnastizierenden.
Für ein gutes Schrittreiten ist außerdem ein guter Reitersitz notwendig. Als Reiter musst du losgelassen und zwanglos im Sattel sitzen. Denn nur dann ist es möglich, dass du in deinem Becken beweglich bist und in der Bewegung mitgehen kannst – ohne dein Pferd zu stören. Gehörst du zu den Reitern, die viel im Sitzen arbeiten, dann solltest du dein Pferd besser an der Hand aufwärmen. Dadurch lockerst du auch deine eigene Muskulatur und sitzt nicht steif und unbeweglich auf deinem Pferd.
Fazit: Wie sieht die ideale Aufwärmphase für ein Pferd aus?
Pferde mit Defiziten im Rückenbereich oder Rumpftrageapparat müssen immer vom Boden aus aufgewärmt werden. Für alle anderen Pferde gilt: 20 Minuten Schritt zum Aufwärmen, aber bitte abwechslungsreich.
Wie ich dir in diesem Beitrag erörtert habe ist Schrittreiten für ein gesundes Pferd nicht völlig fatal, aber eben auch nicht die ideale Gangart. Deswegen empfehle ich dir, die Schrittphase zum Aufwärmen abwechslungsreich zu gestalten. So kannst du beispielsweise Boden- oder Handarbeit machen, dein Pferd im Schritt über Stangen treten lassen, kleine Geschicklichkeitsaufgaben einbauen oder einen Spaziergang ins Gelände machen. Der große Vorteil daran ist: Du wärmst dich gleich mit auf.
Wenn du dich entscheidest dein Pferd im Schritt warmzureiten, dann lass es nicht einfach nur am langen Zügel durch die Bahn bummeln, sondern beherzige die obengenannten Tipps. Und vergiss nicht, dass es auch Kompromisse gibt: 10 min Aufwärmen am Boden und 10 min Schrittreiten.
Für die Stangenarbeit mit dem Stangenquadrat benötigst du acht Stangen. Aus vier Stangen legst du bei X ein Quadrat, so dass zwei Spitzen zu E bzw. B zeigen. An die Spitzen, die zu C bzw. A zeigen, platzierst du jeweils zwei weitere Stangen.
Dieser Aufbau gibt dir wieder vielfältige Trainingsmöglichkeiten und zahlreiche Wege, die du reiten kannst.
Diese Übung eignet sich gut für den Anfang deines Trainings. Du reitest ein „Durch die ganze Bahn wechseln“. Dabei überwindest du auf gerader Linie zwei Stangen von dem Quadrat. Du kannst dann wieder ganze Bahn reiten und erneut einen Handwechsel „durch die ganze Bahn“.
Mögliche Gangarten: Schritt, Trab
2. Auf gebogenen Linien über die Kreuze
Für die erste Übung auf gebogener Linie legst du bei A bzw. C einen Zirkel an. Die Stangen überwindest du an der Stelle, wo alle vier Stangen zusammenkommen und ein Kreuz bilden. Achte darauf, dass du dein Pferd punktgenau an das Kreuz heranreitest und dein Pferd keinen Huf seitwärts setzt. Passiert das doch, versuche es nochmal!
Mögliche Gangarten: Schritt, Trab, Galopp
3. Über den Kreuzen die Hand wechseln
Für diese Übung verlässt du deine Zirkellinie und wechselst nach dem Überwinden der Stangen die Hand. Dazu stellst du dein Pferd bereits vor den Stangen um, damit du direkt nach den Stangen auf die neue Hand abwenden kannst.
Mögliche Gangarten: Schritt, Trab
4. Auf halber Bahn über das Stangenquadrat
Reite auf der halben Bahn und runde die Ecken etwas ab. Zwischen E und B bzw. B und E überwindest du die Stangen. Dabei reitest über eine Quadratspitze in das Quadrat hinein und auf der anderen Seite über die Quadratspitze wieder heraus.
Mögliche Gangarten: Schritt, Trab
5. Auf halber Bahn über das Stangenquadrat mit Gangartwechsel
Wenn du Schritt-Trab-Übergänge reiten möchtest: Überwinde das Quadrat im Schritt und trabe unmittelbar danach an. Vor dem Quadrat machst du einen Übergang zum Schritt und reitest im Schritt über die Stangen.
Wenn du Trab-Galopp-Übergänge reiten möchtest: Reite im Trab über die Stangen des Quadrates. Nach den Stangen galoppierst du an. Vor dem Quadrat parierst du wieder zum Trab durch und überwindest die Stangen im Trab.
6. Durch die Länge der Bahn wechseln über das Stangenquadrat
Als nächstes reitest du ein „Durch die Länge der Bahn wechseln“. Was leicht klingt, ist keinesfalls einfach zu reiten, denn die Mittellinie hat keine seitliche Begrenzung. Achte darauf, dass du dein Pferd an deinen reiterlichen Hilfen hast, wenn du auf die Mittellinie abwendest. Suche dir einen Punkt auf den du zu reitest, z.B. A oder C. Erst wenn es dir gelingt dein Pferd auf der Mittellinie gerade zu reiten, wirst du die Stangenkreuze gut treffen.
Mögliche Gangarten: Schritt, Trab
7. Durch die Länge der Bahn wechseln über das Stangenquadrat mit Gangartwechsel
Wenn du Schritt-Trab-Übergänge reiten möchtest: Wende im Trab auf die Mittellinie ab. Vor den Stangen machst du einen Übergang zum Schritt und überwindest die Stangen im Schritt. Nach den Stangen trabst du wieder an.
Wenn du Trab-Galopp-Übergänge reiten möchtest: Wende im Galopp auf die Mittellinie ab. Kurz vor den Stangen reitest du einen Übergang zum Trab, überwindest die Stangen im Trab und galoppierst danach wieder an. Beachte, dass du nach den Stangen auch einen Handwechsel machen willst und dementsprechend im richtigen Galopp angaloppierst.
8. Aus der Ecke kehrt
Reite „Aus der Ecke kehrt“ über eine einzelne Stange. Dann erreichst du wieder den Hufschlag. In der nächsten Ecke wendest du wieder ab und reitest über die Stange.
Mögliche Gangarten: Schritt, Trab
9. In die Ecke
Die gerade beschriebene Übung kannst du auch umdrehen. Das bedeutet, du reitest ganze Bahn und verlässt dann den Hufschlag um über die Stange zu reiten. Dann wendest du ab und reitest in die Ecke. Dies ist ein „Aus der Ecke kehrt“ nur andersherum geritten.
Mögliche Gangarten: Schritt, Trab
10. Auf unterschiedlichen Linien über die einzelnen Stangen
Nun reitest du über die beiden äußeren Stangen. Dabei variierst du deinen Weg, so dass dein Pferd im Trab beispielsweise keinen oder einen Zwischentritt zwischen den Stangen machen muss. Eine weitere Schwierigkeit bei dieser Übung ist, dass Anreiten der Stangen: Du reitest schräg liegende Stangen an.
Mögliche Gangarten: Schritt, Trab
11. Auf der Volte
Reite eine Volte über die vier einzeln an dem Quadrat liegenden Stangen. Die Größe der Volte kannst du variieren und vom Ausbildungsstand deines Pferdes abhängig machen.
Mögliche Gangarten: Schritt, Trab, Galopp
12. Auf der Acht
Reite eine Volte über eine der einzeln liegenden Stangen. Kurz nach der Stange stellst du dein Pferd um und leitest einen Handwechsel ein. Dann reitest du erneut eine Volte über die andere Stange und machst wieder einen Handwechsel.
Mögliche Gangarten: Schritt, Trab
Die vorgestellten Übungen sind richtig geritten sehr anstrengend für dein Pferd. Reite nicht alle Übungen auf einmal und in allen Gangarten, sondern suche dir 3-4 Übungen aus, an denen du in deiner Trainingseinheit arbeiten möchtest.
In der DAS Reitlernsystem Ponypost teile ich immer wieder exklusive Trainingsideen mit dir. Wenn du dich noch nicht angemeldet hast, dann hol das schnell nach!
Für die Stangenarbeit mit dem Stern benötigst du 10 Stangen. Damit baust du in der Mitte der Reitbahn einen Stern mit 5 Spitzen auf. Der Stern ist eine anspruchsvolle Figur aus der Stangenarbeit. Anfängern empfehle ich die Übungen überwiegend im Schritt zu reiten. Fortgeschrittene können auch im Trab und Galopp arbeiten.
Das schwierige an dem Stern sind die eng liegenden Spitzen. Wenn du beispielsweise ein Dreieck aufbaust dann sind die Spitzen vom Winkel her etwas weiter und somit einfacher zu Reiten als bei dem Stern. Außerdem kommt hinzu, dass die Sternspitzen nicht symmetrisch verteilt sind. Das führt dazu, dass du sehr genau reiten und dein Pferd auch innerhalb des Sterns biegen musst.Für die Stangenarbeit mit dem Stern benötigst du 10 Stangen. Damit baust du in der Mitte der Reitbahn einen Stern mit 5 Spitzen auf. Der Stern ist eine anspruchsvolle Figur aus der Stangenarbeit. Anfängern empfehle ich die Übungen überwiegend im Schritt zu reiten. Fortgeschrittene können auch im Trab und Galopp arbeiten.
Das schwierige an dem Stern sind die eng liegenden Spitzen. Wenn du beispielsweise ein Dreieck aufbaust dann sind die Spitzen vom Winkel her etwas weiter und somit einfacher zu Reiten als bei dem Stern. Außerdem kommt hinzu, dass die Sternspitzen nicht symmetrisch verteilt sind. Das führt dazu, dass du sehr genau reiten und dein Pferd auch innerhalb des Sterns biegen musst.
Lass dich jetzt aber nicht abschrecken! Der Stern ist eine tolle Übung aus der Stangenarbeit und fordert dich und dein Pferd auf ganz andere Art und Weise. Ihr beide müsst euch auf die Wege konzentrieren. Du musst punktgenau reiten und dein Pferd aufpassen, dass es nicht über die Stangen stolpert. Macht dein Pferd mal einen Schritt, Tritt oder Sprung zu groß, dann ist das überhaupt nicht schlimm. Wiederhole die Übung einfach nochmal.
Diese Übung reitest du immer als Erstes. Du suchst dir gerade Linie über dem Stern, die du reiten kannst. Dabei reitest du noch nicht über die Spitzen des Sterns, sondern immer nur über die Einbuchtungen zwischen den Spitzen. Du reitest demnach über eine Einbuchtung in den Stern rein und auf der anderen Seite über eine weitere Einbuchtung wieder heraus.
Du kannst die Übung im Schritt, Trab und Galopp reiten. Im Galopp muss dein Pferd umspringen. Wenn es das nicht macht, dann korrigiere den Galopp nach den Stangen.
2. Auf gebogenen Linien durch den Stern
Es bleibt dabei, dass du über die Einbuchtungen zwischen den Sternspitzen reitest. Allerdings wählst du jetzt gebogene Linien. Denk dabei an die Linie eines Zirkels und fordere von deinem Pferd eine gleichmäßige Längsbiegung über den Stangen.
Auch diese Übung kannst du im Schritt, Trab und Galopp reiten.
3. Auf Volten über die Sternspitzen
Wir bleiben einmal bei den gebogenen Linien. Reite im Schritt oder Trab auf einer Volte über die Sternspitzen. Im Schritt musst du etwas dichter an der Spitze über die Stangen reiten. Im Trab reitest du etwas weiter von der Spitze weg. Dennoch liegen die Stangen für den Trab eher eng. Das bedeutet, du musst dein Pferd etwas aufnehmen. Damit deine Einwirkung noch besser ist, empfehle ich dir die Übung im Aussitzen zu reiten.
Du kannst über jede Sternspitze eine Volte reiten. und dich somit einmal um den gesamten Stern herum arbeiten.
Die Übung ist nicht im Galopp möglich!
4. Vom Schritt zum Halten innerhalb des Sterns
Reite im Schritt über die Einbuchtung zwischen den Sternspitzen in den Stern hinein. Mache eine Übergang zum Halten (in der Abbildung gekennzeichnet durch das rote H). Verlasse den Stern über eine Sternspitze im Schritt. Im empfehle immer die Spitzen zunächst von „innen“ zu reiten, da dein Pferd durch die Stangen den Weg vorgegeben bekommt.
5. Übergang zum Schritt
Die Übung ist eine Variation der Übung Nr. 4. Der Weg bleibt gleich. Du reitest im Trab in den Stern hinein und machst einen Übergang zum Schritt. Verlasse den Stern über eine Sternspitze im Schritt.
6. Vom Trab zum Halten und wieder Antraben
Ebenfalls eine Variation der Übung Nr. 4. Du reitest dein Pferd im Trab im Aussitzen in den Stern hinein. Reite einen Übergang zum Halten. Trabe wieder an und verlasse den Stern über die Sternspitze. Um diese Übung reiten zu können musst du dein Pferd sehr gut an den Hilfen haben, punktgenaue Übergänge reiten und vom Fleck weg antraben können.
7. Abwenden innerhalb des Sterns
Diese Übung kannst du wieder gut im Schritt und Trab reiten. Du reitest über die Einbuchtung in den Stern hinein, wendest dann ab und verlässt den Stern über eine Spitze. Falls du dabei auch gleich einen Handwechsel reitest, sitze nicht innerhalb des Sterns um, sondern danach, um dein Pferd so wenig wie möglich zu stören. Reite verschiedene Wege, indem du den Stern aus unterschiedlichen Richtungen anreitest.
8. Auf großen gebogenen Linien über die Sternspitzen
Wie ich eingangs schon erwähnt habe, ist es aufgrund der Winkelung nicht so einfach über die Sternspitzen zu reiten. Außerdem macht es einen großen Unterschied, ob du über die Spitze in den Stern hinein- oder herausreitest. Reitest du die Spitze von „außen“ an, fehlt die Begrenzung durch die Stangen. Du alleine bist dann dafür zuständig dein Pferd gerade an die Spitze heranzureiten, so dass es in die Spitze hineintreten kann.
Wähle große gebogene Linien um über die Spitzen zu reiten. Erinnere dich wieder an die Linie eines Zirkels und achte darauf, dass du gerade zur Spitze kommst.
Praxistipp: Wenn dir das Reiten über die Spitze nicht gelingt, dann kannst du auch rechts und links vor die Spitze zwei Pylonen als optische Hilfe stellen.
9. Auf der Volte über den Stern
Diese Übung reitest du wieder im Schritt. Du reitest eine Volte über den gesamten Stern. Das bedeutet, dass du über jede Sternspitze reitest. Dein Pferd muss die schräg liegenden Stangen überwinden und dabei keinen Zwischenschritt zwischen den Stangen machen. Außerdem sollte dein Pferd gleichmäßig gebogen sein.
Reite lieber weniger, als zu viel
Bei dem Stern handelt es sich um eine anspruchsvolle Übung der Stangenarbeit. Er bietet dir viele verschiedene Möglichkeiten, Wege und Variationen an. Achte dennoch immer darauf, dass du weder dich noch dein Pferd überforderst. Insbesondere das Reiten über die Sternspitzen solltest du nicht überschätzen. Erarbeite dir die Wege und Linien immer erst im Schritt. Wenn das alles klappt, dann nimm den Trab hinzu.
Praxistipp: Der Stern ist auch eine tolle Aufbauidee zu Weihnachten. Dann wird aus dem Stern ein Weihnachtsstern.
Für die Arbeit mit deinem Pferd hast du verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung. Wenn du reitest, dann benutzt du Gewichts-, Schenkel- und Zügelhilfen. Du kannst aber auch deine Stimme oder eine Gerte einsetzen. Neben diesen reiterlichen Hilfen, gibt es noch physische Hilfsmittel. Dazu gehören beispielsweise Pylonen und Stangen.
Bevor du eines dieser Hilfsmittel in deinem Training benutzt, solltest du dir immer über den Sinn und Zweck Gedanken machen. Heute möchtest du ein paar Stangen in die Reitbahn legen und mit deinem Pferd Stangenarbeit machen. Warum möchtest du Stangen benutzen? Welchen Effekt hat die Stangenarbeit für dein Pferd und dich? Worauf musst du bei der Stangenarbeit achten?
Die vielen Vorteile der Stangenarbeit für dich und dein Pferd
Anhand der Abbildung unten wird schnell klar, Stangenarbeit bringt Abwechslung und neue Impulse in das Training aller Pferde und aller Reiter.
Takt und Losgelassenheit sind die ersten beiden Punkte der Skala der Ausbildung. Beides wird durch die Stangenarbeit und die dadurch vorgegebenen Bewegungsabläufe gefördert. Durch das höhere Abfußen über den Stangen baut dein Pferd Muskulatur auf, die Ausdauer wird gefördert und Schwung aus der Hinterhand entwickelt. Dein Pferd wölbt den Rücken auf und tritt an das Gebiss heran. Als Reiter kommst du so besser zum Sitzen.
Dein Pferd muss sich über den Stangen immer wieder neu ausbalancieren. Insbesondere wenn du abwechselnd auf geraden und gebogenen Linien reitest. Du als Reiter, musst auch immer wieder dein Gleichgewicht neu finden. Dabei solltest du die Bewegungsabläufe deines Pferdes so wenig wie möglich stören. Da du dich bei der Stangenarbeit in erster Linie auf die zu reitenden Wege konzentrierst, eignet sie sich hervorragend um ganz unbewusst deinen Reitersitz zu schulen und an deinem Reitgefühl zu arbeiten.
Spannende Aufbauten, neue Figuren oder sogar ein ganzer Stangenparcours bringen Abwechslung in das Training mit deinem Pferd. Figuren, die über die normalen Trabstangen hinausgehen, steigern die Trittsicherheit und Geschicklichkeit deines Pferdes. Außerdem lernt dein Pferd aufmerksam zu sein und hinzugucken, was da kommt. Der Blick und die Selbstständigkeit deines Pferdes werden geschult.
Bei der Stangenarbeit gilt ähnlich wie beim Springreiten: Der Reiter bestimmt Weg und Tempo und das Pferd hebt die Beine.
Aufbauen und Reiten mit Köpfchen
Ich selber mache sehr gerne Stangenarbeit mit meinen Pferden. Wann immer es mir möglich ist, lege ich Stangen in die Reitbahn. Mal nur zum Schrittreiten, mal eine Figur, mal erhöhte Trabstangen – je nachdem woran wir gerade arbeiten. Das eine Mal stehen die Stangen im Fokus meines Trainings, ein anderes Mal nutze ich die Stangen nur in der Lösungsphase zu Beginn einer Dressurstunde.
Des Weiteren gebe ich Lehrgänge im Bereich der Stangenarbeit. Im Rahmen eines Lehrgangs baue ich sehr gerne einen ganzen Stangenparcours auf. Das gibt mir die Möglichkeit mit den verschiedenen Reitern an unterschiedlichen Figuren zu arbeiten. Trotzdem baue ich die einzelnen Figuren immer so auf, dass die Aufgaben für Reiter und Pferd lösbar sind und sich vor allem das Pferd nicht verletzt. Daran solltest auch du immer denken, wenn du dir Stangen aufbaust.
Richtig aufgebaut und korrekt geritten hat die Stangenarbeit, wie oben beschrieben, zahlreiche Vorteile für das Pferd. Die meisten Probleme entstehen, wenn die Abstände nicht stimmen. Damit meine ich jetzt nicht 10 cm mehr oder weniger bei Trabstangen, denn so etwas muss ein Pferd ausgleichen können. Aber wenn beispielsweise aus Unwissenheit eng gelegte Schrittstangen im Trab geritten werden, dann wird das zu Taktstörungen, Stolpern oder im schlimmsten Fall Verletzungen am Bewegungsapparat führen.
Leider sehe ich auch immer wieder, dass Reiter im Trab direkt hintereinander über Stangen reiten. Mit sehr sicheren Pferden und erfahrenen Reitern ist das kein Problem, aber Anfänger lasse ich niemals direkt hintereinander reiten. Zu groß ist die Gefahr, dass das vorangehende Pferd an einer Stange hängen bleibt, sich diese verschiebt und das folgende Pferd drauftritt oder stolpert.
Ein weiteres Problem ist die Fülle an Übungen, die mittlerweile überall zur Verfügung gestellt werden. Bei einigen Übungen frage ich mich, ob das wirklich mal jemand geritten ist. Sie sind für mich nahezu unlösbar, wenn ich mein Pferd ordentlich reiten möchte und nicht nur wild im Maul zerren muss, um die Wendung zu schaffen. Solche Übungen sehen auf dem Papier toll aus, aber leider sind sie nicht praxistauglich.
Genauso macht es auch einen sehr großen Unterschied, ob in der Reithalle oder auf einem deutlich größeren Außenplatz geritten wird. In der Halle ist alles sehr viel enger und du musst einige Sachen einfach anders aufbauen, als auf einem Außenplatz ohne begrenzende Bande. Übrigens verhalten sich die meisten Pferde draußen auch anderes als in der Halle.
Auch wenn ich in meinen Lehrgängen sehr gerne einen ganzen Parcours aufbaue, so vertrete ich trotzdem die Meinung „weniger, ist mehr“. Denn tatsächlich kannst du mit einzelnen Stangen sehr effektiv arbeiten. Mit nur drei Stangen hast du beispielsweise ein Dreieck gelegt. Dreiecke sind genial, da du, je nach Leistungsstand von dir und deinem Pferd, in allen drei Gangarten, auf geraden und gebogenen Linien reiten kannst. Mit nur vier Stangen hast du ein Quadrat, einen Stern oder eine Gasse gelegt. Oder du legst eine Stange an jeden Zirkelpunkt. Du siehst, es gibt unzählige Möglichkeiten.
Achtung: Die Fotos in diesem Beitrag sind ein Relikt seiner Zeit. Für das Longieren empfehle ich die Verwendung eines gut sitzenden Kappzaums. Auf die Verwendung von Ausbindern solltest du möglichst ganz verzichten.
„Schritt muss man reiten“, sagte bereits Paul Stecken. Wenn du den Schritt richtig reitest, dann hast du keine Zeit mit der Stallkollegin über die hochgezogenen Beine von Sieglinde (Name natürlich frei erfunden) zu lästern, deiner Oma telefonisch mitzuteilen, dass du am Sonntag gerne einen Apfelkuchen essen möchtest und deinem Freund noch schnell per WhatsApp zu schreiben, dass es heute ausnahmsweise etwas länger im Stall dauert. Letzteres wäre übrigens auch gelogen… denn es dauert immer länger im Stall.
So die Theorie.
Jetzt mach dir aber mal den Spaß und wirf einen Blick in eure Reitbahn. Dort siehst du Pferde, die am langen Zügel im Schritt dahinschlurfen. Diese Pferde tragen Reiter durch die Gegend, die tratschen, telefonieren, Whatsappen oder Instastorys drehen.
Mit Schritt reiten hat das reichlich wenig zu tun.
Der Schritt ist die natürlichste Bewegung
Pferde sind Steppentiere. Das bedeutet, in ihrem ursprünglichen Lebensraum legen sie täglich mehrere Kilometer im gemächlichen Schritt beim Grasen zurück. In der freien Natur traben und galoppieren Pferde nur, wenn sie größere Strecken am Stück zurücklegen oder flüchten müssen. Ihre Gangart der Wahl ist aber der Schritt.
Auf der Koppel kannst du die Pferde und ihr Verhalten beobachten. Du wirst sehen, dass sie nur in seltenen Fällen traben oder galoppieren.
Du zählst und fühlst einen klaren Viertakt
Du reitest einen guten Schritt, wenn es ein klarer Viertakt ist. Doch woran erkennst du das? Oft wirst du die Aussage hören, dass du auf hartem Boden durch das Hufgeklapper überprüfen kannst, ob dein Pferd im Viertakt ist. Das spiegelt allerdings nicht die Situation in der Halle oder auf dem Reitplatz wieder.
Auch ohne Hufgeklapper kannst du den Takt in der Reitbahn zählen. Konzentriere dich auf die Bewegung deines Pferdes und fühle wann sich welches Bein bewegt. Ein kurzer Blick nach unten verrät dir außerdem wann das rechte und wann das linke Vorderbein vorschwingt.
Nun zählst du laut mit: Eins-Zwei-Drei-Vier; Eins-Zwei-Drei-Vier; Eins-Zwei-Drei-Vier
Wenn „Eins“ vorne rechts ist, dann sollte das auch so bleiben. Betone immer die „Eins“ und achte darauf, ob das rechte Vorderbein vorschwingt, wenn du wieder bei „Eins“ ankommst. Ist das nicht so, dann geht dein Pferd keinen klaren Viertakt.
Neben dem Zählen ist auch das Fühlen ein wichtiger Aspekt. Versuche die Bewegungen deines Pferdes zu fühlen. Schließe die Augen. Die Bewegung des Pferdes muss sich für dich gleichmäßig anfühlen. Die meisten Reiter fühlen, wenn der Takt nicht ganz sauber ist. Das liegt daran, dass der Reiter sich selbst in einem gleichmäßigen Takt bewegt und aus der Balance gebracht wird, wenn das Pferd Taktfehler macht.
Ein guter Schritt ist gelassen
Oder besser gesagt losgelassen. Takt und Losgelassenheit sind die ersten beiden Punkte der Skala der Ausbildung. Du weißt schon! Dieses Dreieck, was du in vielen schlauen Büchern findest und von dem so mancher Mensch behauptet, es sei wichtig. Ich behaupte das übrigens auch…
Aber zurück zu Takt und Losgelassenheit. Beide Punkte lassen sich nicht voneinander trennen. Das bedeutet, ein taktrein gehendes Pferd ist in der Regel losgelassen. Umgekehrt macht ein angespanntes, also nicht losgelassenes Pferd, meist Taktfehler.
Dein Pferd fußt gleichseitig ab
Gleichseitig, aber nicht gleichzeitig, so lautet der Merksatz für den Schritt.
Lass uns mal einen Blick auf die sogenannte Fußfolge, das bedeutet in welcher Reihenfolge die Hufe den Boden verlassen, werfen:
1. vorne rechts
2. hinten links
3. vorne links
4. hinten rechts
Jetzt siehst du, dass nach dem linken Hinterbein, das linke Voderbein abfußt. Deswegen sprechen wir von gleichseitig. Da Vorder- und Hinterbein jedoch zeitversetzt den Boden verlassen, findet das Abfußen nicht gleichzeitig statt.
Bei einem geregelten und taktreinen Schritt wird durch das gleichseitige Abfußen im Seitenbild ganz kurz ein „V“ sichtbar. Wir sprechen auch von der „V-Phase“. Ein „V“, weil sich Voder- und Hinterhufe fast berühren. Vom Boden aus kannst du das sehr gut beobachten. Konzentriere dich dabei am besten auf das dir zugewandte Beinpaar.
Vorne rechts fußt ab, gefolgt von hinten links
Gleichseitig: hinten rechts setzt gleich auf und vorne rechts fußt ab
Das linke Beinpaar bildet ein „V“, V-Phase
Nochmal die „V-Phase“ aus einer anderen Perspektive
Der Schritt ist schreitend
Hier stellt sich zunächst die Frage, was genau schreiten bedeutet. Schreiten wird im Duden mit „in gemessenen Schritt ruhig gehen“ definiert. Auf dein Pferd bezogen wird hier wieder der klare Viertakt angesprochen und die einzelnen Schritte, die dein Pferd macht. Das ist wichtig, denn im Schritt fußen alle Hufe nacheinander ab und nicht gleichzeitig – du erinnerst dich? Das führt dazu, dass immer zwei oder drei Hufe am Boden sind und folglich gibt es im Schritt keine Schwebephase.
Einen schreitenden Schritt erkennst du außerdem an der Nickbewegung deines Pferdes. Dabei bewegen sich Kopf und Hals vorwärts-abwärts. Die Halsmuskulatur ist gedehnt und entspannt.
Der Mittelschritt ist raumgreifend
In den meisten Fällen wirst du Mittelschritt reiten. Das ist der Schritt, den dein Pferd von Natur aus hat. Im Mittelschritt fußen die Hinterhufe über die Spur der Vorderhufe hinaus. Prinzipiell kannst du auch erhabener oder raumgreifender reiten. Mit anderen Worten gesagt, du kannst auch versammelten und starken Schritt reiten. Das ist übrigens nicht ganz so einfach wie es klingt und wird deswegen auch erst ab der Klasse M verlangt.
Was du jetzt unbedingt machen solltest
Mit diesem Wissen beobachtest du heute Abend mal die Pferde deiner Stallkollegen. Wie ist der Schritt? Siehst du einen Viertakt und eine „V-Phase“? Ist der Schritt schreitend? Ist er raumgreifend genug? Ist die Nickbewegung erkennbar?
Wenn du aktiv werden willst, dann bau doch mal ein paar Stangen in dein Training ein. In der Regel kannst du alle Übungen auch im Schritt reiten.
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